Beiträge von Erzsucher

    die großen Industriestädte und Ballungszentren liegen doch viel zahlreicher im Norden Deutschlands.

    Ja, im Norden Deutschlands ist das ein Ergebnis des Handels- und Kaufmannsbundes der Hanse und der ersten neuzeitlichen Globalisierung durch die Seefahrt seit dem 15. Jahrhundert. Seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert gewannen die alten Seehäfen und ihre Städte immer mehr an Bedeutung und die Infrastruktur dorthin wurde im Hinterland ständig ausgebaut.

    Die Zeit der Hanse hat für Norddeutschland neben der wirtschaftlichen eine ähnliche psychologische Bedeutung wie die Römerzeit für West- und (teilweise) Süddeutschland. Noch heute zeigt man in den norddeutschen Städten mit großem Stolz die Hinterlassenschaften und Insignien dieses Bundes.

    In der "Hauptstadt" der Hanse in Hamburg wirkt sich das bis heute sogar politisch aus, wie man an den Wahlergebnissen des letzten Sonntags sehen kann, die deutlich vom Bundestrend abwichen.

    Hamburg ist eine wenig ideologisch geprägte, pragmatische Kaufmannsgesellschaft, der noch mehrheitlich die unbedingte Notwendigkeit für Weltoffenheit und Liberalität zur Erreichung wirtschaftlichen Wohlstands bewusst ist.

    LG

    Erzsucher

    aber trotzdem halte ich das Fazit für etwas gewagt, auch wenn es ein reizvoller Gedanke ist.

    Ich bin auf nicht-römischem Gebiet aufgewachsen und lebe seit 30 Jahren in der römischen Hemisphäre. Und ja, es gibt da einen Unterschied.

    Bedenkt man das enorme Wohlstands- und Zivilisationsgefälle zwischen den germanischen römischen Provinzen und der Belgica gegenüber dem "freien Germanien" gerade während des 2. und frühen 3. Jahrhunderts, ist das gar nicht so unverständlich.

    Viele Generationen sind davon damals tief geprägt worden und haben ihre Erfahrungen auch auf unbewusste epigenetische Weise an die Nachkommen weitergegeben. Die "Grenze" und die Erfahrung der Unterschiede zwischen beiden Seiten dürften sich tief in das kollektive Unbewusste eingegraben haben.

    Die Langlebigkeit der Prägung durch das kollektive Unbewusste reicht - wie wir heute wissen - ja noch viel weiter in die Vergangenheit zurück als bis zur Römerzeit. Letztere dürfte wegen ihrer hohen Relevanz für das Alltagsleben dort aber einen besonders starken Eindruck hinterlassen haben.

    bedenkt man dass der allergrößte Teil der Bevölkerung immer noch da wohnt, wo die Vorfahren im Mittelalter gelebt haben.

    Manchmal ist es sogar nicht nur Mittelalter, sondern Steinzeit. Nach einem Fund steinzeitlicher Menschenreste gab es z. B. in einem stark ländlich geprägten Gebiet in Hessen schon freiwillige DNA-Tests bei der ortsansässigen Bevölkerung. Dabei wurden tatsächlich mehrere Personen gefunden, die mit dem Bestatteten aus der Steinzeit genetisch verwandt waren!

    LG

    Erzsucher

    Hallo zusammen,

    eine aktuelle Studie der Universität Jena bestätigt nicht nur, dass die ehemalige römische Reichsgrenze im heutigen Deutschland psychologisch und materiell immer noch sehr präsent ist, sondern auch, dass die Bewohner auf der ehemals römischen Seite eine im Durchschnitt höhere Lebenszufriedenheit aufweisen, als die Bewohner der ehemals germanischen Seite.

    Als linksrheinischer Rheinländer war mir das schon immer bewusst. Nicht umsonst ist dem Kölner das Rechtsrheinische ja als "Schäl Sick" suspekt... :D:zwink:

    Die komplette Studie findet Ihr unter:

    Roma Eterna? Roman rule explains regional well-being divides in Germany
    In light of persistent regional inequalities in adaptive outcomes such as health, well-being, and related personality traits, psychological research i…
    www.sciencedirect.com

    Eine kurze deutschsprachige Zusammenfassung u. a. hier:

    Psychologisches Erbe der Römer: Limes teilt Deutschland bis heute
    Eine neue Studie zeigt, dass der römische Grenzwall bis heute Einfluss auf unser Leben hat: Auf der einen Seite sind die Menschen zufriedener als auf der…
    www.nationalgeographic.de

    LG

    Erzsucher

    Hallo zusammen,

    den 2008 entdeckten Denisova-Menschen umgeben noch immer viele Geheimnisse. In der sehr interessanten Doku wird der Geschichte dieser Menschenform nachgespürt und es werden topaktuelle genetische und archäologische Forschungsergebnisse vorgestellt. Spannend ist, dass der Denisova-Mensch auf Papua-Neuguinea offenbar noch vor 15.000 Jahren gemeinsam mit dem Homo sapiens gelebt hat und im Erbgut der heute dort lebenden Bergstämme immerhin zu gut 5 % vertreten ist. Faszinierend auch, dass man heute in der Lage ist, das Aussehen der Denisova-Menschen (von denen vollständige Schädel- und Skelett-Fossilien bislang fehlen) nur aufgrund der genetischen Daten zu rekonstruieren.

    Das Geheimnis der Denisova-Menschen - Auf den Spuren der Evolution
    2008 entdecken Archäologen in Sibirien einen Knochen eines unbekannten Urmenschen und taufen ihn nach seinem Fundort: Denisova-Mensch.
    www.zdf.de

    LG

    Erzsucher

    Hallo zusammen,

    wie eben bekannt wurde, ist der sehr bekannte Ägyptologe Jan Assmann im Alter von 85 Jahren verstorben. Assmann, welcher auch in diesem Forum bereits mehrmals zitiert wurde, hat zahlreiche, oft bahnbrechende Arbeiten zum Thema Ägypten, Religion, Mono- und Polytheismus veröffentlicht.

    Ein Nachruf aus der FAZ:

    Jan Assmann: Einflussreicher Ägyptologe und Religionswissenschaftler gestorben
    Der Ägyptologe und Religionswissenschaftler Jan Assmann ist tot. Er starb in Konstanz nach langer Krankheit im Alter von 85 Jahren. Ein Nachruf.
    www.faz.net

    LG

    Erzsucher

    Aufgrund ausbleibender Getreidelieferungen im Rahmen ihres Deputatlohns führten die Arbeiter der Königsnekropole unter Ramses III. einen der frühesten bekannten Arbeitskämpfe/Streiks. So ist es im "Papyrus von Amunnakht" überliefert:

    Arbeitskämpfe historisch: Schon die Alten Ägypter streikten
    Die Bahn fährt nicht, die Bauern blockieren die Straßen. Streiks und Proteste sind ein probates Mittel, um Berufsinteressen durchzusetzen. Schon vor über 3.000…
    www.nationalgeographic.de

    Der Film bereitet spannend die archäologische Detektivarbeit von mehreren Forschergenerationen auf, welche zur Wiederentdeckung und Ausgrabung des verlorenen Artemis-Heiligtums notwendig war.

    Zudem werden spektakuläre Funde der letzten Jahre vorgestellt, darunter hunderte Opfergaben aus Keramik, Bronze und Gold, eine fast vollständige Statuette der Artemis aus Stein und das Fragment eines Fußes des lebensgroßen bronzenen Artemis-Göttinnenstandbilds aus dem Haupttempel.

    Artemis, das verlorene Heiligtum
    Es ist eine der spektakulärsten archäologischen Entdeckungen in Griechenland seit 30 Jahren: Nach einer jahrzehntelangen Such-Odyssee stieß ein…
    www.zdf.de

    LG

    Erzsucher

    Ich schlage vor, solche Naturverbundlinge am Nordpol ein ganzes Jahr lang mit einem Atlas zu parken.

    :beaming_face_with_smiling_eyes: Genau am Nordpol ein ganzes Jahr wäre ziemlich schwierig, da das Meereis ja immer in Bewegung ist. Nur ein Atlas als Ausrüstung ist zudem nicht nur zu unmenschlich, sondern dann überleben sie ja keinen Tag und können nichts lernen. :upside_down_face:

    Dann vielleicht lieber ein Jahr als Gäste in einer schnuckeligen Südpolarstation (wo sie dann die Wissenschaftler dort in den Wahnsinn treiben können...) :winking_face:

    LG

    Erzsucher

    Mit "Abneigung gegen Technik" meine ich digitale Technik. Und irgendwelcher Elektro-Schnickschnack.

    Und ja, die Mobiltetefonie wird uns irgendwann total verblöden lassen.

    Angesichts des das reale Leben bei so vielen schon fast gänzlich ersetzenden Charakters der Nutzung von solchen Dingen sind Deine Einwände mehr als berechtigt!

    Allerdings kann man diese Sachen natürlich auch sinnvoll nutzen. Das ist - wie so oft - alles eine Frage der persönlichen Einstellung.

    Da ich 54 bin, kenne ich noch beide Welten, nämlich die rein "analoge" UND die digitale Welt. Ich hatte eine weitgehend "analoge" Kindheit und Jugend. Selbst mein Studium war noch überwiegend so geprägt und ich bin ohne die Digitaltechnik durchaus gut zurechtgekommen. Später habe ich letztere und ihre unbestreitbaren Vorteile dann aber fallweise auch gerne genutzt.

    Beim "Outdoor"-Aufenthalt orientiere ich mich - wie beschrieben - sehr gern an der Natur und nutze die digitalen "Gadgets" in der Regel nicht. Wenn ich mit Hilfe der eigenen Erfahrung dann aber z. B. Mineralfundpunkte aufgespürt habe (auch ein "Erzsucher" ist nämlich Jäger und Sammler!), markiere ich diese gern mit meinem kleinen GPS-Gerät.

    Man kann sich dann zuhause mühelos eine Karte der Fundpunkte erstellen lassen und sofort Zusammenhänge erkennen. Vor dem Digitalzeitalter war das überaus mühsam. Ähnliches gilt für die fantastischen Möglichkeiten der digitalen Fotografie (allein das ständige Filmwechseln beim "Bushcraft" war immer ein Elend....).

    nur im Notfall nach dem Kompass

    Ja, im dicken Nebel oder Schneetreiben ist man dann froh, wenn man auf den kleinen Kompass am Paracord-Armband schauen kann....

    LG

    Erzsucher

    Das sind so Sachen, die man eigentlich können sollte, die aber heute keiner mehr beherrscht

    Du hast absolut recht, allerdings würde ich persönlich das "keiner" dann doch auf "kaum einer" abschwächen. Alle diejenigen, welche aus verschiedensten Gründen oft draußen sind und dort bestimmte Orte suchen, (semi-)professionell Fotos machen etc., können das in der Regel auch heute noch mehr oder weniger gut.

    Als Hobbyfotograf bin ich sehr oft in der Natur unterwegs und beobachte wegen der starken Lichtabhängigkeit beim Fotografieren den Sonnenlauf sehr genau. Die Lage der Himmelsrichtungen habe ich immer parat und prüfe den Weg, den ich gerade gehe oft mittels des Sonnenstands auf Plausibilität.

    Sprich: wenn mein Ziel etwa im Westen liegt und ich beim Gehen am fortgeschrittenen Nachmittag die Sonne immer im Rücken habe, laufe ich irgendwie falsch.

    Auch die verbleibende Zeit bis zum Sonnenuntergang an einem Ort schätze ich mit der "Horizont-Finger-Sonne"-Methode gerne ab.

    Bei klarem Himmel ist es in unseren Breiten auch nicht sehr schwierig, in der Nacht den Polarstern und damit die Nordrichtung zu finden. Aber Du hast recht, viele finden heute ohne Navi nicht einmal die eigene Toilette..... XD

    Da fragt man sich unwillkürlich, ob wir diese Fähigkeit in der modernen Zivilisation verloren haben ...

    Tja, wenn so viele - egal wo sie gerade sind - immer nur auf den kleinen Bildschirm ihres Handys starren und dabei sogar in andere Menschen, Autos, Straßenbahnen etc. hineinlaufen....

    LG

    Erzsucher

    An dieser Stelle möchte ich einwerfen dass die Männer vermutlich sich nicht nur bei der Jagd oder mit dem Schnitzen von Pfeilen amüsiert haben. Sondern auch Essbares eingesammelt haben.

    Das ist sehr wahrscheinlich, weil es ja auch gar nicht anders geht, wenn eine solche Gruppe überleben will Man hat ja auch nicht immer Jagderfolg und die Männer werden ebenfalls jede Gelegenheit zur Nahrungsbeschaffung genutzt haben.

    LG

    Erzsucher

    Hochinteressant!

    Eine beliebte Jagdwaffe der Frauen ist bzw. war der "Kylie". Nein, nicht die Minogue.

    :rolling_on_the_floor_laughing: Was man mit DER wohl fangen würde.... :winking_face:

    Die Beschreibung: ein V, ca. 70 Grad-Winkel, für Rechtshänder, ein Schenkel etwa eine handbreit lang, der andere doppelt so lang, aerodynamische Form (Tragflügel). Reichweite ca. 34 m, in Hüfthöhe geworfen fliegt er etwa 20 parallel zum Boden, steigt anschließend hoch auf etwa drei Meter und fälltdann langsam ab. Geschnitzt aus Kölner Ahorn, lediglich mit Handbeil, Messer und Säge.

    Total klasse! Du bist darin offenkundig sehr geschickt, was mir richtig gut gefällt. Ich sehe auch immer gern diesen experimentellen Archäologen zu, die bei Tagen der offenen Tür vor den Besuchern steinzeitliche Jagdwaffen nachbauen.

    Jetzt brauchen die Damen nur noch bequem die Beute aufsammeln, gegebenenfalls noch erschlagen, anschließend gibt es Gänsebraten, während die Männer mit leeren Händen von der Jagd zurückkehren.

    Eleganter und erfolgversprechender geht es wirklich kaum. Wenn den Männern mal wieder das Großwild durch die Lappen gegangen ist, werden sie am Lager schon vom köstlichen Duft des Geflügels begrüßt!

    Es wäre dumm zu glauben, daß die Menschen früher auf den Einsatz der Frauen bei der Jagd grundsätzlich verzichtet hätten.

    Volle Zustimmung!

    LG

    Erzsucher

    "Harte" Wissenschaften scheinen sich dabei interessanter Weise aber wohl leichter zu tun, als z.B. Geisteswissenschaften. – Zumindest meiner Beobachtung nach.

    Stimmt. Das liegt einfach daran, dass es z. B. in den Naturwissenschaften in der Regel leichter möglich ist, Forschungsergebnisse zu objektivieren, als in den Geisteswissenschaften. Ein von verschiedenen, voneinander unabhängigen Wissenschaftlern korrekt ausgeführtes Experiment liefert immer dieselben Ergebnisse in Form einer objektivierbaren mathematischen Sprache.

    Diese kann direkt mit den Voraussagen einer Theorie verglichen werden und verifiziert oder falsifiziert sie unmittelbar und unleugbar. Die "harten" Wissenschaften eignen sich daher weniger zur Unterfütterung falscher weltanschaulicher Vorstellungen, als die Geisteswissenschaften. Bei letzteren ist die Beweisführung zur Falsifizierung oder Verifizierung in der Regel komplexer, stärker fehlerbehaftet und deutlich aufwändiger.

    LG

    Erzsucher

    Wird endlich mal Zeit, dass althergebrachte Vorstellungen überprüft und (wenn sie sich als falsch erweisen) dann auch endlich über Bord geworfen werden.

    Wohl wahr! Das ist ja das Grundprinzip seriöser Wissenschaft. Theorien dürfen keine Dogmen, sondern müssen überprüfbar und falsifizierbar sein. Halten sie neuen Forschungsergebnissen nicht mehr stand, müssen sie aufgegeben werden.

    In den Niederlanden wurde ein mutmaßliches Heiligtum mit Grabhügel entdeckt.

    Absolut spannend. Derartige Anlagen in ihrer unterschiedlichen Form (Megalith-Stonehenge, Woodhenge, Kreisgraben etc.) waren offenkundig sehr weit verbreitet.

    Interessant auch, dass man dort sogar eine Glasperle aus Mesopotamien gefunden hat. Es ist immer wieder erstaunlich, wie weitreichend die Handels- und Kulturbeziehungen schon zu dieser Zeit gewesen sind!

    In der Zeitschrift "Antiquity" fand ich folgenden interessanten Artikel (Open Access) über einen im römischen Fort Vindolanda geborgenen hölzernen Phallus, für den - neben anderen möglichen Einsatzzwecken - auch eine Verwendung als Sexspielzeug diskutiert wird:

    Touch wood: luck, protection, power or pleasure? A wooden phallus from Vindolanda Roman fort | Antiquity | Cambridge Core
    Touch wood: luck, protection, power or pleasure? A wooden phallus from Vindolanda Roman fort - Volume 97 Issue 392
    www.cambridge.org

    Was es nicht alles gibt...

    LG

    Erzsucher