Neuer Fund auf dem Frauenberg, Österreich

  • Bei Grabungsarbeiten im ehemals römischen Tempelbezirk am Frauenberg in der österreichischen Südsteiermark ist die etwa 1900 Jahre alte, etwas mehr als faustgroße Statuette einer Frau gefunden worden, die ein Wickelkind stillt.

    Zitat

    Experte sieht Mysterienkult belegtDer Archäologe erkennt darin eine Muttergottheit, die dem Typus der „Isis Lactans“ entspreche.
    „Hier ist eindeutig belegt, dass der Kult einer einheimischen keltischen Muttergottheit mit dem Kult der ägyptischen Isis Lactans verbunden wurde“, meint Schrettle. Der Isiskult war durch die Handelsbeziehungen zwischen Rom und Ägypten in Kaiserzeit und Spätantike im Römischen Reich ein weit verbreiteter Mysterienkult.

    1.900 Jahre alte Skulptur bei Leibnitz gefunden

    "Wahnsinn, dass der Fund jetzt auftaucht"

    Stillende Isis am Frauenberg gefunden


    LG
    Siat

  • Hallo,

    was ich jetzt nicht verstehe ist, wie die Kelten da ins Spiel kommen. Es handelt sich doch um einen römischen Tempel, und dass der Isis-Kult bei den Römern verbreitet war, ist bekannt. Wie kommt man jetzt darauf, dass die Kelten da eine Muttergottheit verehrt hätten? Anscheinend hat man doch nur Vorgänger-Heiligtümer gefunden, aber keine Hinweise drauf, welche Gottheit dort in welchem Kult verehrt wurde.
    Und wieso "Noreia"? Wird der Name auf Funden irgendwo inschriftlich erwähnt?

    Schade, dass eine früher bereits gefundene Weiheinschrift in einem der verlinkten Artikel zwar erwähnt, aber weder wörtlich noch wenigstens inhaltlich zitiert wird. Was ich auf die Schnelle gefunden habe, sind Inschriften, die männliche Gottheiten (Latobius und Mogetius) erwähnen.

    Ich hoffe, die Archäologen begehen in ihrer Begeisterung über diesen Fund nicht den klassischen Fehler, etwas ohne eigene Belege einfach in die Vergangenheit zu "verlängern" bzw. zu projezieren. In der Art:
    "Vor dem römischen Tempel hat es Kultstätten von Stämmen gegeben, die man landläufig als 'Kelten' identiziert. Im römischen Tempel wurde eine Muttergottheit verehrt, also wird das in den vorherigen Kultstätten auch der Fall gewesen sein." Der Schluss ist unzulässig, wenn es zu der Art des Kultes aus der Zeit vor dem römischen Tempel keine Belege in Form von Inschriften oder Kultbildern gibt.
    "Eine keltische Gottheit names 'Noreia' ist bekannt* , und diese wird als Erd- und Muttergottheit angesehen. Da auf dem Frauenberg eine Muttergottheit verehrt wurde (zumindest von den Römern, nach dem vorgenannten Schluss auch angeblich von den 'Kelten'), wir das die besagte Noreia gewesen sein." Wie bereits oben, ist ein solcher Schluss ohne konkrete Hinweise in Form von Inschriften im Grunde nicht zulässig.

    Grundsätzlich bin ich skeptisch, wenn die Archäologengruppe eine Bestätigung findet für etwas, das sie "schon immer gewusst" haben. Wenn sie nämlich vorher schon ohne Belege ein ganzes Geschichtsgebäude konstruiert haben, ist die Gefahr einer Fehl- und Überinterpretation sehr groß.

    * Beim Suchen nach Information über eine keltische Göttin namens Noreia habe ich den starken Eindruck gewonnen, dass weder der Name "Noreia" noch das Attribut "keltisch" sonderlich sicher belegt sind.

    Schönen Gruß
    Herbert

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