Hallo,
was bei den großen Pyramiden des Gizeh-Plateaus jedem Betrachter ja gleich ins Auge fällt, ist die nahezu perfekte Symmetrie dieser geometrischen Körper.
Menschen haben offenkundig ein Gefühl für Symmetrie, beobachten diese in der Natur und nutzen - bewusst oder unbewusst - deren Eigenschaften. Da Symmetrie in der Natur eine sehr große Rolle spielt, kennt man in den Naturwissenschaften eine eigene Symmetrielehre. Diese ordnet die verschiedenen Symmetrien in Symmetrieklassen ein, in welchen dann noch jeweils Untergruppen existieren, welche feine Symmetrieunterschiede innerhalb einer Symmetrieklasse berücksichtigen.
Die Symmetrielehre ist ein hierarchisch gegliedertes System, welches von der Beschreibung des niedrigstsymmetrischen bis zum höchstsymmetrischen Objekt voranschreitet.
Die Pyramiden sind in diesem System Objekte mit einer relativ hohen, aber nicht extrem hohen Symmetrie (höhersymmetrisch wäre etwa ein Würfel oder gar eine Kugel). Sie sind durch die Existenz einer vierzähligen Drehachse gekennzeichnet, welche genau aus der Spitze der Pyramide herauskommt, also senkrecht auf deren Basisfläche steht. Vierzählig meint, dass die Pyramide bei einer gedachten Drehung um 90° wieder mit sich selbst zur Deckung käme, man spricht dann von einer "tetragonalen" Symmetrie.
Eine solche Pyramide ist ein Körper mit einer erstaunlichen Eigenschaft, denn sie ist "polar". Das bedeutet, dass es innerhalb des Körpers kein Symmetriezentrum gibt, also keinen Punkt, an dem ich einen beliebigen anderen Punkt des Körpers quasi "spiegeln" kann. Diese Polarität ließe sich nur durch den "Anbau" einer gleichartigen Pyramide in entgegengesetzter Richtung der Basisfläche aufheben. Man erzeugt dann eine Spiegelebene senkrecht zur Drehachse und erhält eine Dipyramide. Ein solcher Körper ist zwar höhersymmetrisch, aber nicht mehr polar und verliert dadurch viele interessante Eigenschaften. Man nennt diesen etwas langweiligen Zustand "Zentrosymmetrie".
Warum ist nun die Polarität der Pyramide so spannend? Nun, polare Körper interagieren mit ihrer Umwelt, besonders mit Energiefeldern und Strahlung auf ungewöhnliche und oft unerwartete Weise. Ich selbst habe während meiner Unilaufbahn Kristalle gezüchtet, welche genau die Symmetrie der Pyramiden aufweisen. Diese können Informationen in Form von durch Laserlicht erzeugten Hologrammen dauerhaft speichern und danach auch wieder ausgelesen werden, da sie auf die elektromagnetischen Felder der Lichtstrahlung reagieren. Ein "zentrosymmetrischer" Kristall hat diese Eigenschaften dagegen nicht!
Die Pyramiden selbst in Form der Cheopspyramide wurden von einem Team deutsch-russischer Physiker im Jahr 2018 mittels Modellrechnungen auf ihr Verhalten bei der Bestrahlung mit Radiowellen großer Wellenlänge untersucht. In dem mathematisch sehr kompliziert zu lesenden Artikel, welchen die Wissenschaftler im renommierten "Journal of Applied Physics" veröffentlichten, wurde Sensationelles festgestellt. Die Pyramide tritt mit den Radiowellen intensiv in Resonanz. Dies geschieht dergestalt, dass sehr hohe Feldstärken genau im und unter dem Bereich der bekannten Kammern auftreten!
Man will nun weitere Untersuchungen durchführen und diese auf das ganze Gizeh-Ensemble ausweiten. Zudem wird geprüft, ob man solche Eigenschaften nicht auch technisch nutzen kann, indem man funktionale Objekte wie Nanopartikel in pyramidaler Form zum Einsatz bringt.
Die Pyramiden sind also nach wie vor für Überraschungen gut. Ich hoffe, Euch hat der kleine Ausflug in die Symmetriewelten gefallen.
LG
Erzsucher