These von Bernhard Jussen: Das römische Reich ist nie untergegangen

  • Bezüglich der römischen Kultur stimme ich dem Mann gern zu. Auch unser kulturelles Erbe basiert oftmals auf das römische Erbe, welches weit über die Grenzen des einstigen Imperiums hinaus wirkte. Dies trifft zum Beispiel auf unser Rechtssystem zu, dessen Grundlage im Zwölf-Tafel-Gesetz liegt und stetig weiterentwickelt wurde, u. a. durch Einflüsse der Renaissance, der Aufklärung und jüngsten historischen Erfahrungen.

    Dann muss natürlich angemerkt werden, dass die Römer eigentlich nie eine Spaltung ihres Reiches in dem Sinne gesehen haben. Es war in ihrem Verständnis immer ein Reich, regiert durch zwei Kaiser, die eben auch in Konkurrenz zueinander standen. Insofern muss schon nach der jeweiligen Sichtweise unterschieden werden. Sieht man durch die zwei Kaiser eine Zweistaatlichkeit, ist diese auch zweimal erloschen. Einmal durch das Ende Westroms und einmal durch das Ende des Byzantinischen Reiches. Ganz genau genommen ist das Reich endgültig erst gefallen, als auch die letzten byzantinischen Enklaven in Griechenland erloschen sind. Da wurde auch sehr viel weniger von der römischen Tradition übernommen, als beim Untergang Westroms. Von diesem wurde durch die neuen Herrscher und nach der Absetzung des letzten römischen Kaisers fast alles übernommen, womit sich Geschichte wiederholte. Schon die Römer beklagten, dass sie zwar Griechenland auf dem Schlachtfeld besiegt hätten, die griechische Kultur aber Rom erobert hat.


    So gesehen stellt sich also immer die Frage, ob man die Kultur oder die Eigenstaatlichkeit betrachtet. Kulturell leben Rom und sein Erbe bis heute weiter und nachfolgende Staaten haben darauf aufgebaut und vieles übernommen. Diesen Austausch, der auch zeigt, wie abwegig die Diskussion um kulturelle Aneignung im ideellen Bereich ist, hat es schon seit dem Altertum gegeben.

    Aus der Sicht der Eigenstaatlichkeit, würde ich dem Mann widersprechen, aber auch für Historiker zählt, dass Klappern zum Handwerk gehört und da muss man auch mal neue Thesen in den Raum stellen.

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