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Menschenopfer (Teil 1 einer Artikelreihe von Agnosco) (Lesezeit ca. 5 Min.)

  •  Agnosco
  • 7. November 2021 um 18:06
  • 574 Mal gelesen
  • 7 Antworten
  • 6 Minuten

Mit Argusaugen beobachten die Schiedsrichter jede Bewegung der Gladiatoren. Unzweifelhaft näherte sich der Kampf seinem Ende. Blut tropft in den Sand der Arena. Die schrillen Töne der Wasserorgel untermalen die stetig steigende Spannung. Das Publikum rast vor Begeisterung.

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Mit Argusaugen beobachten die Schiedsrichter jede Bewegung der Gladiatoren. Unzweifelhaft näherte sich der Kampf seinem Ende. Blut tropft in den Sand der Arena. Die schrillen Töne der Wasserorgel untermalen die stetig steigende Spannung. Das Publikum rast vor Begeisterung.


So, oder zumindest so ähnlich darf man sich die Stimmung bei den berühmten Spielen in Rom vorstellen, die auch Birk und Nora während ihrer Zeitreise in »Das Geheimnis der Prophezeiung« besucht haben. Es gibt wohl kaum jemanden, der die antike Stadt nicht mit den Gladiatorenkämpfen verbindet. Brot und Spiele, blutige Spiele. Spiele die oft genug mit dem Tod eines Gladiators endeten. Actionkino im Live-Modus. Kein Trick, kein Make-up, sondern reale Verletzungen von Menschen, die in Echtzeit um ihr Leben kämpfen.


Und das war alles nur Unterhaltung? Wirklich nur Unterhaltung? Der Eindruck täuscht, denn das Entertainment war zu Beginn der Spiele nur ein Nebenprodukt. In Wahrheit ging es zuerst einmal nur um eines, um Menschenopfer.

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Der Ursprung der Gladiatorenkämpfe findet sich in den Leichenfeiern der Etrusker, wo zu Ehren der Verstorbenen gekämpft wurde.


Menschenopfer. Sobald man das Undenkbare ausspricht, stellt sich ein seltsam grusliges Gefühl ein. Das Wort erinnert an barbarische und heidnische Bräuche und lässt uns heute eine Gänsehaut über den Rücken laufen.

Die Vorstellung, einen Menschen vorsätzlich und rituell zu töten, ist in unserem Kulturkreis nicht mehr vorstellbar. Und doch hat es auch in diesen Gefilden einst Menschenopfer gegeben. Moorleichen, wie der »Tollund-Mann« bezeugen die grausige Praxis.

Der römische Historiker Tacitus berichtete, dass die Cherusker nach der Varusschlacht die gefangen genommenen Legionäre ihren Göttern geopfert haben. Als im Jahr 15 n. Chr. der römische Feldherr Germanicus bis zum Ort der dramatischen Geschehnisse vorstieß, hatte er die Überreste der Menschenopfer gefunden und diese von seinen Leuten bestatten lassen.


Menschenopfer sind weltweit belegt und selbst in Hochkulturen, wie bei den Maya und Inka oder bei den alten Ägyptern wurden sie vollzogen.


Die Archäologen sind sich recht sicher, dass bereits in der Frühzeit Menschen geopfert wurden, etwa bei der Kreisgrabenanlage von Goseck.


Auf Hawaii sollen vor der Zeremonie den Opfern die Augen herausgerissen worden sein.

Ähnlich heftig ging es bei den Azteken zu. Sie verabredeten sich mit ihren Nachbarn zu sogenannten Blumenkriegen. In diesen war es das Ziel der Krieger, möglichst viele Gefangene zu machen. Diese wurden später als Blumen den Göttern geopfert, wovon dann auch die Bezeichnung der Kriege hergeleitet wurde.

Zumeist waren schlimme Notlagen der Anlass für die Blumenkriege, etwa langanhaltende Dürreperioden. Da die Naturkatastrophen die benachbarten Völker nicht verschonten, war es möglich die Blumenkriege im gegenseitigen Einverständnis und ganz friedlich miteinander zu verabreden. Immerhin dachten auch die in unmittelbarer Nachbarschaft lebenden Völker, dass schlechte Ernten dem Zorn der Götter zuzuschreiben wären. Den damaligen Vorstellungen entsprechend mussten die Gottheiten besänftigt werden, um den eigenen Fortbestand zu sichern. Also brachten ihnen die von Naturkatastrophen heimgesuchten Völker etwas ganz Besonderes zum Opfer – menschliches Leben.


In Blumenkriegen stellte sich nur selten die Frage nach Leben und Tod. Vielmehr ging es auf dem Schlachtfeld darum, ob man ein Menschenopfer wurde oder ein solches gewinnen konnte. Mit jedem gefangen genommenen Feind stieg auch das Ansehen des erfolgreichen Menschenfängers. Immerhin vermochte er zugunsten der Gemeinschaft den Göttern ein oder sogar noch mehr Opfer darzubringen.

Dabei darf man sich das Aufeinandertreffen der feindlichen Armeen nicht wie eine mittelalterliche Schlacht vorstellen. Vielmehr traten immer nur einige hundert Krieger gegeneinander an, wobei nur Zweikämpfe zulässig waren. Der weitaus größte Teil des Heeres fungierte derweil als Publikum, das die eigenen Leute anfeuerte. Erschöpfte Kämpfer wurden ausgewechselt, sodass jeder die Gelegenheit erhielt sich zu beweisen.


Glaubt man den alten Überlieferungen, wurden die Gefangenen respektvoll behandelt. Oftmals sollen sie zu ihrem Bezwinger sogar ein geradezu freundschaftliches Verhältnis entwickelt haben.


Dennoch wurde ihnen auf den Stufenpyramiden bei lebendigem Leib die Brust geöffnet und das Herz herausrissen. Bei diesen Gelegenheiten kam es dann auch zu rituellem Kannibalismus.

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Die Azteken verabredeten sich mit ihren Nachbarn zu Blumenkriegen. Das Ziel dieser Kriege lag ausschließlich darin, ausreichend Gefangene zu machen, die dann den Göttern geopfert wurden.


Trotz der aus heutiger Sicht brutalen Vorgänge, soll es Freiwillige gegeben haben, die sich als Opfer zur Verfügung stellten. Daraus darf geschlussfolgert werden, dass die Opferzeremonie auf die Menschen der damaligen Zeit, nicht besonders abschreckend wirkten. Die Praxis der Menschenopfer wurde also ganz offensichtlich als etwas Notwendiges angesehen.


Die freiwilligen Meldungen werfen die Frage nach der Motivation für Menschenopfer auf. Doch so sehr sich in den verschiedenen Kulturen die Zahl und die Praxis der rituellen Tötungen auch unterscheiden mochten, die Gründe waren sich oftmals ähnlich.

Fast immer ging es darum, die bei den Azteken sterblichen Götter zu ernähren, Unheil abzuwenden, den Gottheiten für ihre Gunst zu danken oder sie davon abzuhalten, die Welt zu zerstören. Dafür war man bereit sogar menschliches Leben einzusetzen. Eine Steigerung konnte letztendlich nur noch durch die Opferung dessen erreicht werden, dass den Menschen das Allerliebste waren – den eigenen Kindern.


Allein die Tatsache, dass es freiwillige Meldungen gab, sollte Anlass genug sein, die Menschenopfer im Kontext der Zeit zu betrachten. Offensichtlich herrschte die weitverbreitete Ansicht vor, dass sie dem Gemeinwohl dienten, dem es sich unterzuordnen galt.

Mit Sicherheit sahen das aber jene, die unfreiwillig zum Opfer gemacht wurden, wie etwa die Gefangenen der Cherusker, ganz anders. Besonders dürfte dies der Fall gewesen sein, wenn in deren Herkunftsländern diese Praxis längst der Vergangenheit angehörte.


Die letzten großen Reiche der indigenen Bevölkerung Amerikas gingen im 16. Jahrhundert unter und mit ihnen endete in diesen Regionen auch die Praxis der Menschenopfer.


Im zweiten Teil wird sich der Blogbeitrag den Menschenopfern im Altertum und der antiken Welt widmen.

Der Beitrag ist zuerst im Blog "Zwischenzeiten-Blog1" erschienen.

Über den Autor

Gnothi seauton ... und Du erkennst die Götter, und deinen Platz im Universum.

 Agnosco Redaktionsteam
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Antworten 7

Vingiana
8. November 2021 um 10:18

mal ne Frage: endeten die bei Leichenfeiern der Etrusker veranstalteten Kämpfe auch mit dem Tod eines der Kämpfer? Kämpften die Etrusker selbst oder überließen sie das ihren Sklaven?

 Agnosco
8. November 2021 um 11:26

Wahrscheinlich genauso oft, wie bei den Römern und diese gestatteten den meisten Gladiatoren auf zwei Beinen die Arena zu verlassen.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Kämpfe gegen Tiere, auf diese Weise nach Rom gekommen sind. Der Tod der Kämpfer stand also nicht unbedingt, von Beginn an fest.

Nick 01
8. November 2021 um 12:18
Zitat von Agnosco

Wahrscheinlich genauso oft, wie bei den Römern und diese gestatteten den meisten Gladiatoren auf zwei Beinen die Arena zu verlassen.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Kämpfe gegen Tiere, auf diese Weise nach Rom gekommen sind. Der Tod der Kämpfer stand also nicht unbedingt, von Beginn an fest.

Tatsächlich starben Gladiatoren in Gegenüberstellung zu den vielen Kämpfen, die sie bestritten recht selten. Dies hatte vor allem damit zu tun, dass den Gladiatoren eine ausgezeichnete medizinische Versorgung zu Verfügung stand. Außerdem war es rein geschäftlich gesehen äußerst schlecht, wenn ein Gladiator starb, da sie im Punkt der Ausbildung, Versorgung und Beliebtheit beim Publikum außerordentlich kostspielig waren. Aus heutiger Sicht ist es natürlich erschreckend, mit welcher Nüchternheit mit dem menschlichen Leben umgegangen wurde.

 Erzsucher
8. November 2021 um 14:47
Zitat von Nick 01

Außerdem war es rein geschäftlich gesehen äußerst schlecht, wenn ein Gladiator starb, da sie im Punkt der Ausbildung, Versorgung und Beliebtheit beim Publikum außerordentlich kostspielig waren.

Genau! Für die Provinzen galt dies in ganz besonderem Maße. Ein LVR-Archäologe hat mir im Archäologischen Park Xanten berichtet, dass die Gladiatorenkämpfe in der Colonia Ulpia Traiana wohl nur an ganz wenigen hohen Festtagen wirklich "bis zum äußersten" gingen. Ansonsten verzichtete man auf das Töten des Unterlegenen, weil man sonst bald keine Gladiatoren mehr gehabt hätte.....

 Agnosco
8. November 2021 um 18:25

Jupp, die Römer verstanden schon ganz gut zu rechnen und von Betriebswirtschaft verstanden sie auch etwas.

Die bisher verlässlichsten Berechnungen ergaben, dass etwa 81% der Gladiatoren den Kampf überlebten. Das ist, im Vergleich zu den vorher angenommenen Zahlen, im positiven Sinne sehr erstaunlich. Wer tapfer kämpfte, hatte also ganz offensichtlich beim Publikum ein Stein im Brett und damit alle Chancen begnadigt zu werden.

Vingiana
8. November 2021 um 18:35

Ich frage mich nur grad wie die Etrusker das alles gemacht haben bevor die Römer sie überrollten und Teile der Kultur übernahmen. icvh wüßte nicht das sie bereits Berufs - Kämpfer kannten. Wer ist also bei ihren Leichenfeiern " aufgetreten"?

 Agnosco
8. November 2021 um 20:35
Zitat von Vingiana

Ich frage mich nur grad wie die Etrusker das alles gemacht haben bevor die Römer sie überrollten und Teile der Kultur übernahmen. icvh wüßte nicht das sie bereits Berufs - Kämpfer kannten. Wer ist also bei ihren Leichenfeiern " aufgetreten"?

Ich denke, dass die Kämpfer sich aus Kriegsgefangenen, Sklaven und vielleicht sogar Freiwilligen zusammengesetzt haben. Echte Berufskämpfer gab es dann wohl erst in Rom, im späten 2. und frühen 1. Jahrhundert v. Chr. Leider ist die Quellenlage sehr dürftig und die Kämpfe dürften auch nicht zum Alltag gehört haben. Vielmehr scheint es nur anlässlich der Beisetzung einzelner Personen aus der Oberschicht zu den Kämpfen gekommen sein, die zum Teil wohl auch rituell geführt wurden, also nicht unbedingt zum Tode führen mussten.

Das Ende der Selbstständigkeit der Etrusker war übrigens ein langwieriger Prozess. Viele Elemente der Etrusker überlebten in der römischen Kultur, weil sie in diese integriert wurden.

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