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Gedanken zu Samhain von Solveig

Zu Samhain sind die Schleier zwischen den Welten besonders dünn. Das Übernatürliche durchdringt die alltägliche Wirklichkeit. Wesenheiten diesseits und jenseits des Vorhanges können leichter passieren.
Samhain ist die Nacht der Begegnung zwischen Lebenden und Toten.

Das Licht hat inzwischen deutlich abgenommen, die Tage sind kurz. Die Bäume haben ihr Laub abgeworfen, viele Pflanzen haben sich in die Erde zurückgezogen. Samen ruhen gut geschützt in der Erde und warten auf den Frühling. Die Natur macht Pause.
Nebel und Regen verleiden uns das Draußen sein.
Die Zeit der Außenarbeiten ist vorbei.
Jetzt kommt die Zeit für Glühwein und Plätzchen, die Zeit, sich in geselliger Runde zu treffen, Geschichten zu erzählen und Pläne für das nächste Jahr zu schmieden.

Wir wenden unsere Aufmerksamkeit nach innen und beschäftigen uns mit den eigenen dunklen Aspekten.
Für jeden magisch Arbeitenden ist es unverzichtbar, den eigenen Schatten zu kennen und anzunehmen.
Tun wir es nicht, macht er uns zum Sklaven und bestimmt unser Leben.

Wer möchte, nimmt Kontakt auf zu den Ahnen, legt ein zusätzliches Gedeck auf oder stellt Milch, Brei, Brot und Bier unter den Hollerbusch.
Der Hollunder neben dem Haus ist ein Schwellenbaum, ein Zugang zum Reich der Hel und zu den verstorbenen Ahnen.
Wenn euch die Ahnen nicht geheuer sind, denkt an liebe Menschen, die diese Welt verlassen haben und an all das Gute, das euch mit ihnen verbindet. Vielleicht sind sie gerade jetzt an eurer Seite und stärken euch mit ihrer Kraft.

Da ist auch noch die Auseinandersetzung mit Tod, Alter und Sterben.
Für jeden kommt irgendwann die Zeit – ein Fakt, den wir gerne ausblenden.
Der Tod ist etwas Anonymes geworden. Wir schieben ihn weg, denn er macht Angst.
Diese Angst gilt es zu überwinden – auch wenn das leichter gesagt als getan ist.
Der Tod stellt einen Neubeginn dar.
Es gilt, ihm ins Auge zu sehen, ohne vor Schreck zu erstarren und das Leben zu vergessen.
Er ist fester Bestandteil des Lebens, der akzeptiert und integriert werden will.

Der verdrängte Tod

Ein paar lose Gedanken zum Umgang mit Sterben und Tod

Samhain, das Fest zu Ehren der Verstorbenen steht unmittelbar vor der Tür.
Die Schleier zwischen den Welten lichtet sich und es wird leichter sowohl für uns als auch für die, die vor uns gegangen sind, die Grenzen zwischen den Welten zu überschreiten.
Es ist die Zeit, in der viele von uns ihrer Verstorbenen gedenken, seien sie Heiden oder auch Christen.

Doch Samhain ist auch ein Fest, das mir das Thema der eigenen Sterblichkeit vor Augen bringt und mich darüber nachdenken lässt, wie mit dem Thema Tod und Sterben in unserer heutigen, noch immer stark christlich geprägten Gesellschaft umgegangen wird. – Und wie ich auch selbst mit diesen Themen-Bereichen umgehe.

Noch immer wird der Tod, zusammen mit dem ihm meist begleitenden Alter, aus der Mitte der Gesellschaft in die Anonymität und Einsamkeit von Krankenhäusern und/oder Pflegeeinrichtungen verdrängt.
Schönheit und Jugend verdrängen das unangenehme, „schrumpelige“ Antlitz des Alters. Teure Duftwässerchen, Raum-Deodorants und ähnliches werden gegen unangenehme Gerüche versprüht und „helle“, „lichte“ Farben gegen die Anwesenheit der Dunkelheit des Alters eingesetzt.
Die Schwäche des Körpers, das Altern, natürlich auch schwere Krankheit, und Tod sind bereiche, die in der heutigen leistungsorientierten Gesellschaft, in der nur Kraft, Schönheit und „Jugend“ zählt, keinen Platz mehr haben.
In Deutschland gibt ihn nicht mehr: Den Tod, für jede/n sichtbar auf der Straße, und nur noch ganz selten Zuhause im Kreise der Familie.
Er ist „outgesourced“.

Das ewige „Mysterium Tod“
Obwohl verschiedene Wissenschaften seit Generationen daran forschen, ist der Tod noch immer ein ungelöstes Mysterium.
Vor allem was das „Danach“ anbelangt.
Bisher ist noch kein Mensch von den Toten wieder zurück gekommen und hat davon berichtet, was nach dem Tod wartet und selbst dann zweifle ich (aufgrund meines Weltbildes) daran, dass sich auch jedes „Szenario“ nach dem Tod gleicht.
Ein wenig so, wie es die Sage von Beorn erzählt:

Dieses Nicht-mit-Entschiedenheit-Wissen macht den meisten Menschen Angst oder bereitet zumindest ein gewisses Unbehangen.
Und bei manchen ist es auch so, dass sie sich viel weniger Gedanken darum machen was „danach“ kommt, sich aber sehr wohl Gedanken über die Art des Todes machen.
Auf die eine oder andere Weise.- „Leicht“ oder „angenehm“ erscheint es den wenigsten Menschen.

Die Hospitzbewegung und Sterbebegleiter
Doch es gibt natürlich auch diejenigen, die sich darum bemühen, das Sterben wieder in das Leben, in die Mitte der Gesellschaft zu bringen.
Die Hospitz“bewegung“ ist da z.B. etwas, was ich sehr bewunder und mit dem ich mich selbst seit einigen Jahren immer wieder beschäftige.

© Siat
© Siat

Vor einigen Jahren bin ich auch auf das Thema „Sterbeamme“/“Sterbebegleiter“ gestoßen, als die man sich mittlerweile seit einigen Jahren in einigen Standorten in Deutschland ausbilden lassen kann, wenn man sich dazu berufen fühlt, Sterbende und ihre Familien zu begleiten.

Ich finde dies sehr wichtige Prozesse und würde mir wünschen, dass diese Arbeit mehr in der Öffentlichkeit zur Sprache gebracht werden würde.

Hier in Fürth wird die Hospitzarbeit interessanter Weise auch von der Fürther Freimaurer-Loge unterstützt.

Heiden, Sterben und Tod
Selbst unter Heiden haben ich manchmal den Eindruck, dass das Thema Tod und Sterben etwas ist, das zwar eine gewissen Rolle in der/n Spiritualität/en und im/in den Weltbild/ern spielt, aber offen darüber kaum gesprochen wird.
Ich empfinde es einwenig wie ein Phänomen, vor allen Dingen wenn ich mir ins Bewusstsein rufe, dass auch „wir“ eines Tages „eingeholt“ werden.
Themen wie „wie möchte ich mein Alter verbringen“, „wie möchte ich meine letzten Tage verbringen“, „wie soll mein Begräbnis aussehen“, „Was für Richtlinien gibt es ggf. die meinen Wunsch nach einer heidnischen Beerdigung (wie auch immer sie aussehen mag) ggf. erschweren könnten“   usw. usf. werden auch für „uns“ („eines Tages“) von Belang sein.

Nicht zuletzt ist auch eine sehr große Frage, die auch in letzter Zeit in der Öffentlichkeit eine größere Rolle spielt die, nach der Art des eigenen Ablebens.

© Siat
© Siat

Sterbehilfe
Grade im Angesichts der heutigen medizinischen und pflegerischen Möglichkeiten, die die Zeitspanne des menschlichen Lebens immer weiter hinauszuziehen vermögen wächst auch eine gewisse Skepsis und ein gewisser Argwohn. Vor allem hinsichtlich einer durch Politiker und Konfessionen, die politischen Einfluss haben wie die christlichen Kirche, aufgedrückten „Pflicht zu Leben“.
Die immer wieder heiß hochflammende Diskussion über Sterbehilfe auch in Deutschland zeigt, dass ein Rede- und vor allen Dingen auch ein Handlungsbedarf in diese Richtung besteht, wenn die Menschen, die den Zeitpunkt ihres Todes selbst bestimmen möchten, nicht weiter gezwungen sein sollen, dafür ins Ausland zu gehen.

Wie möchte ich sterben? Und ja, WANN möchte ich gehen? Wenn mir die Hilfe durch eine fachlich ausgebildete Person, bzw. einen Arzt verweigert wird, was möchte ich dann tun?
Wie möchte ich ggf., dass meine Hinterbliebenen mein Weggehen feiern? Möchte ich etwas „hinterlassen“? Ein „Vermächtnis“, das manche Menschen als so wichtig erachten?

Samhain ist eine Zeit, die mich (und vielleicht auch andere) dazu einläd, die eigen Ängste und Grenzen bezüglich der einen Sterblichkeit und des Todes zu überwinden und sich nicht nur mit denen die Bereits gegangen sind zu beschäftigen, sondern auch mit sich selbst. Oder auch den Menschen, die an unserer Seite noch auf dieser Seite des Schleiers wandeln.

© C. Martens

LG
Siat