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Devi Mahatmya Stotra Ashtakam

Das Devi Mahatmya gehört neben der Shrimad Devi Bhagavatam Purana zu den wichtigsten Schriften der Shaktas, den VerehrerInnen der Göttin im Sanatana Dharma.
Das Devi Mahatmyam besteht aus 13 „Gesängen“/Hymnen, die einen Teil der Markandeya-Purana bilden, einer Schrift die (wie im Grunde alle Puranas) in Dialogform geschrieben wurde.
Die Hymnen des Devi Mahatmyam beschreiben einerseits die Herrlichkeit der Göttin und andererseits Ihren Kampf gegen Unwissenheit und Übel in der Welt, das durch verschiedene Asuras (1) , Gegenspieler der Devas (2), versinnbildlicht wird.
Dabei spielen verschiedene „Inkarnationen“ der Göttin (meist Durga oder Kali) eine Rolle.
Diese Hymnen spielen in der Verehrung der Göttin und bei Ihren Ritualen eine sehr wichtige Rolle. So werden sie in Auszügen oder auch komplett rezitiert, bzw. gesungen.
Navratri, die neun heilgen Nächte der Göttin, die (je nach Pfad) vier bis fünfmal im Jahr stattfinden, sind eine Zeit, in der traditionell das Devi Mahatmyam rezitiert wird.
In welcher Weise dies geschieht, ist ebenfalls nach Tradition und Pfad recht unterschiedlich. Doch darauf werd ich in anderen Artikeln eingehen.
Da das Rezitieren des gesamten Devi Mahatmyams einen nicht zu unterschätzenden Zeitaufwand bedeutet (vor allem wenn man bedenkt, was für vorbereitende Maßnahmen ggf. noch vorgenommen werden), ist eine beliebte Variante die Rezitation des Devi Mahatmya Stotra Ashtakam.
Diese Hymne fasst die Geschichten, die in den dreizehn Kapiteln des Devi Mahatmya erzählt werden in einem Oktett zusammen (in der Übersetzung lässt es sich jedoch leider nicht umsetzen).

Passend zum jetzigen Frühlings-Navratri möchte ich Euch gern eine deutsche Übersetzung präsentieren.
Die Übersetzung des Devi-Mahatmyam von Sanskrit in Englisch von P.R. Ramachander findet Ihr im Übrigen hier KLICK.


Lakshmeese yoga nidhram prabhajathi bhujaga
Deesa thalpe sadad pad
Vuthpannaou dhanavou thachra vana mala mayangaou
Madhum kaidabham cha
Drustwa bheethasya dhathu stuthibira binutham,
Masu thou nasayantheem
Durgam deveem prapadye saranamaha,
Masesha apadan unmoolanaya.

Vishnu auf der Schlange Shesha, Brahma auf dem Lotus, Adi-Shakti und die Asuras Madhu und Kaidabha Quelle: exoticindiaart.com (Klick a. Bild)

Einstmals,
als der Gebieter Lakshmis
im tiefen Yoga-Schlaf versunken war
auf Seinem furchteinflößenden Schlangenbett,
und die urzeitlichen Dämonen Madhu und Kaidabha,
hervorkamen aus Seinem Ohrenschmalz
und Brahma, den Schöpfer, zum Erzittern brachten,
Erhörtest Du, Oh Durga, Seine Gebete
und tötestest sie beide.
Und so falle ich zu Deinen Füßen
für die Lösung all meiner großen Probleme.

 

Yudhe nirjithya daithya stribhuvanamakilam,
Yastha deeyeshu dishnyai,
Shwasthapya swan vidheyan swayamagama Abhasou,
Sakratham vikramena,
Tham saamapthyaptha mithram mahisha mapi niha
Thyasya moordhathi roodam,
Durgam deveem prapadye saranamaha,
Masesha apadan unmoolanaya.

Durga als Mahishasuramardini; Künstler: unbekannt, frühes 16.Jhd.; Quelle: wikimedia.org (Klick a.Bild)

Als der große Dämon Mahisha,
der Indra, den Herrn aller Devas, im Kampf besiegte,
und durch seine Fähigkeiten alle drei Welten zu seinen Sklaven machte,
und seine Untergebenen einsetze, um über sie zu herrschen,
tötestest Du, Durga, ihn zusammen mit seiner Armee,
seinen Ministern und Freunden.

Und so falle ich zu Deinen Füßen
für die Lösung all meiner großen Probleme.

 

Viswothpathi pranasa sthithi vihruthi pare,
Devi Gora marari,
Thrasath thratham kulam na punarapi cha maha
Sankadeshwi diseshu,
Avirbhooya purasthadithi chararana namath,
Sarva geervana vargam,
Durgam deveem prapadye saranamaha,
Masesha apadan unmoolanaya.

Hey, Göttin Durga,
Die Du im Akt der Schöpfung versunken bist
in der Erschaffung, Erhaltung und Zerstörung des Universums,
Hey, Göttin,
die Du die Verkörperung des Lichtes bist,
die Götter und Devas appelierten an Dich:
„Du hast uns vor der Gefahr errettet,  Mutter,
die der große Rakshasa (3) mit seinem Krieg darstellte,
und wir beten, dass Du unsere Früchte
in Zukunft ebeso rettest, wie heute.“
Und Du pflichtetest Ihnen bei.
Und so falle ich zu Deinen Füßen
für die Lösung all meiner großen Probleme.

 

Hanthum Shumbham Nishumbam tridasa gana nutham, Hemadolam himadri,
Aarudaam vyuda darpan yudhi nihatha vathim,
Dhoomra drik chanda mundane,
Chamundakhyamdhadanam upasamitha maha,
Raktha beejopasargam,
Durgam deveem prapadye saranamaha,
Masesha apadan unmoolanaya.

Dem Gebet der Göttern beipflichtend
kamst Du zu den verschneiten Bergen,
auf einer goldenen Schaukel
und tötetest die stolzen Dämonen von Shumbha und Nishumba,
nachdem Du Dhommraksha, Chanda und Munda getötet hattest.
Du wurdest gerufen udn gepriesen als Chamunda,
und Du tötetest auch die große Übel Rakthabeeja,
Und so falle ich zu Deinen Füßen,

für die Lösung all meiner großen Probleme.

Durga tötet Rakthabeeja, während Kali sein Blut trinkt. Quelle: exoticindiaart.com (Klick Bild)

 

Brahmesa skanda Narayana kiti,
Narasimhendra Shakthi swa bruthya,
Kruthwa hathwa nisumbam jitha vibutha ganam,
Trasitha sesha lokam,
Eki bhooyada shumbham rana sirasi niha
Tyasithamatha Gadgaam,
Durgam deveem prapadye saranamaha,
Masesha apadan unmoolanaya.

Du tötestest Shumbha,
der über alle Devas herrschte,
in dem Du die Shaktis von Brahma,
Skanda, Narayana, Narashima,
Varaha und Indra zu Deinen Gehilfinnen machtest
und dann alle in Dir vereintest.
Und Du tötestest Nishumbha in einem schrecklichen Krieg
Und so falle ich zu Deinen Füßen,
für die Lösung all meiner großen Probleme.

Saptamatrika; Quelle: exoticindiaart.org (Klick Bild)

 

 

Uthpanna nandajethi swayam avani thale,
Shumbamanyam Nishumbham,
Bramaryakya Arunakhyam punarapi janani,
Durgamakhyam nihanthum,
Bheema, Sakambareethi, truti tharipu Gata,
Raktha danthethi Jaa thaam,
Durgam deveem prapadye saranamaha,
Masesha apadan unmoolanaya.

Du wurdest als Tochter des Königs Nanda geboren,
Auf dieser Heiligen Erde,
um die Rakhasas Shumbha und Nishumba zu töten,

Bhramaramba (Bhramari), Mutter der Bienen; Quelle: Maa Vaishnavi.com (Klick Bild)

und Du wurdest als Biene geboren, um den Asura Aruna zu töten
und wieder wurdest Du geboren, als Heilige Durga,
um den Asura zu töten, der Durgama genannt wurde.
Du warst berühmt als Bheema, als Du die Asuras in Deiner Raserei verschlangst.
Du warst bekannt als Sakambhari, als Du Speise auf Deinem Körper wachsen liest, für die tausenden Verhungernden,
während einer großen Hungersnot.
Und Du warst auch bekannt under Rakthadantha,
weil Du die Asuras Vipra und Chitha verschlangst.
Und so falle ich zu Deinen Füßen,
für die Lösung all meiner großen Probleme.

Shatakshi/Sakambhari, die Göttin mit unzähligen Augen, die den Menschen Wasser und Nahrung brachte, damit sie nicht verhungern. Quelle: exoticindiaart.com (Klick Bild)

 

Tri giunyaanam gunaanaam anusarana kala
Keeli naanavatharai,
Tri lokya trana seelaam dhanuja kula vanee,
Vahnee leela saleelaam,
Deveem sachinma mayeem tham vit haritha vinamath,
Sathree vargaaapavargaam,
Durgam deveem prapadye saranamaha,
Masesha apadan unmoolanaya.

Du bist alle drei Gunas in einer vereint,
Du spielst Dein göttliches Spiel in verschiedenen Gestalten,
Du achtest auf alle drei Welten,
Du raffst kinderleicht die Asuras hinweg,
mit der Heftigkeit eines Wirbelsturmes in einem Wald
Du bist die Verkörperung von allem, was gut ist
für die, die sich vor Deinen Füßen in Demut verneigen
Du gewährst ihnen alles, was sie ersehnen
hier und danach.
Und so falle ich zu Deinen Füßen,
für die Lösung all meiner großen Probleme.

 

Navdurga4
Durga und die sieben Matrika; Künstler/Artist: unbekannt

Simharoodam trinethraam kara thala vilasath,
Sankha chakrasi ramyam,
Bhakthabeeshta pradathreem ripu madana kareem,
Sarva lokaika vandhyam,
Nana alankara yuktham sasi yutha makutam,
Syamalangeem krusangeem,
Durgam deveem prapadye saranamaha,
Masesha apadan unmoolanaya.

Sie, die auf einen Löwen reitet. Sie, die drei Augen hat.
Sie, die ein Muschelhorn und das Wurfrad mit bezaubernder Anmut trägt.
Sie, die die Bitten Ihrer Verehrer erfüllt.
Sie, die Ihre Feinde vernichtet.
Sie, die in allen Welten verehrt wird.
Sie, die in Vollkommenheit gekleidet ist.
Sie, die den  Mond an Ihrer Krone trägt.
Sie, die von schwarzer Farbe ist
Sie, die von schlanker Gestalt ist.
Ich falle zu Deinen Füßen,
für die Lösung all meiner Probleme.

 

Trayaswa swamin ithi tri bhuvana janani,
Prarthana twayya partha,
Palyanth abhyarthanayam bhagawathi sisava,
Kinnvananya jananya,
Tathubhyam syannamasyethya vanatha vibhdha,
Ahladhi veeksha visargam,
Durgam deveem prapadye saranamaha,
Masesha apadan unmoolanaya.

Adi-Parashakti und die Trimurti (Dreiheit) von Brahma, Vishnu und Shiva als Ihre Kinder. Künstler/Artist: unbekannt;
Adi-Parashakti und die Trimurti (Dreiheit) von Brahma, Vishnu und Shiva als Ihre Kinder. Künstler/Artist: unbekannt;

„Es besteht keine Notwendigkeit, oh Durga, Dich zu bitten
uns zu beschützen und zu retten,
denn hat die Mutter, von der sie allein abhängen,
jemals ein Bitten gebraucht.
Und so grüßen wir Dich“,
so beten die Götter zu Dir.
Und so falle ich zu Deinen Füßen,
für die Lösung all meiner großen Probleme.

 

Etham santha padanthu sthavam akhila vipa,
Jjala thoolana labham,
Hrinmoha dwantha bhanu prathima makhilam,
Sankalpa kalpa dru kalpam,
Dowrgam dowargathya goratha pathu hina kara,
Prakhya mam ho gajendra,
Sroni panchasya desyam Vipula bhayadha
Kaalahitha tharkshya prabhavam.

Lass dieses Gebet an die Göttin Durga sein
wie ein Wind für ein Baumwoll-Bündel der Sünden
wie eine Sonne für den stockdunklen Verstand
wie der alle Wünsche erfüllende, göttliche Baum,
wie der kalte Mond für die glühende Hitze der Not,
wie ein Löwe vor der Elefantenherde der Sünden,
und wie ein furchterregender Adler vor dem König der Kobras.
Rette uns vor allen Gefahren,
und lass dieses von allen Verehrern immer gesungen werden.

 

 

Adi-Parashakti; Künstler/Artist: unbekannt.
Adi-Parashakti; Künstler/Artist: unbekannt.

 


 

1- „Dämonen“; Gegenspieler der Devas mit eifersüchtige und neidische Charakter, die gegen die lichtvollen Devas kömpfen.

2-sanskr. wörtl.: „Gott“; es handelt sich hierbei nach verschiedenen Vorstellungen um Götter/Göttinnen (=Devis), die dem höchsten Göttlichen dienen, die dem Rad der Wiedergeburt unterworfen sind und/oder um Halbgötter

3-Dämonen bzw. nächtliche Geister, die häufig in Tiergestalt oder Mischwesen zwischen Menschen und Tieren erscheinen. Obwohl sie in der Regel von bösem Wesen sind und Menschen und Göttern eher feindlich gesonnen sind, können verschiedene Rakshasas auch das gute Unterstützen und sich als besonders tugendhaft und kultiviert zeigen.

Navratri – Die neun heiligen Nächte der Mutter (Teil 6)

Der Tag des Sieges-Vijayadashami
Vijayadashami oder Dusshera/Das(h)ara markiert das Ende der Feierlichkeiten zu Ehren der Großen Mutter.
Es findet am 10. Tag statt und wird im großen Stil als Tag des Sieges des Guten über des Bösen, des Lichtes über die Dunkelheit begangen.
Die Bedeutung des Namens Dusshera ist recht vielfältig.
Zum einen hat er den Bezug zu einem anderen Mythos bezüglich des Gottes Rama, der den zehnköpfigen Dämon (Dashanan-)Ravana (dessen zehn Köpfe zehn Frevel symbolisieren) besiegt, weswegen sich der Name in diesem Zusammenhang von dasha-hara (=“Hinwegnehmen/Besiegen der Frevel“) abgeleitet wird.
Eine weitere Ableitung folgt vom Wort „ahaha“(=“Tag“).
Dasharahaha/Dasharaha bezieht sich damit auf die neun Nächte und zehn Tage, an denen die Göttin in unterschiedlichen Inkarnationen mit den Dämonen kämpfte.
Der zehnte Tag markiert dabei den Siegenstag, an dem Durga den Dämon Mahishasura besiegte.
Auf den Sieg der Göttin bezieht sich auch der Begriff „Vijayadashami“, der „Sieg am 10. Tag des (Mond-)Monats“. Als „dashami“ (=“zehn“) wird wörtl. der zehnte Tag im Monat des hinduistisch-vedischen (Mond-)Kalenders bezeichnet, und „vijaya“ wird übersetzt mit „Sieg“ und „Triumph“.

An Vijayadashami wird außerdem die Heimkehr von Mutter Durga gefeiert.
Eine Legende erzhält davon, dass Adi-Parashakti als Sati, die Tochter des Königs Daksha, dem Herrn der Erde, und seiner Gattin Prasuti geboren wurde. Sati begann bereits als Kind, Shiva als Ihren zukünftigen Gatten anzubeten und zu verehren. Shiva, der von Ihrer Hingabe höchst angetan und erfeut war, heiratete später Sati. Daksha, der von Anfang an gegen die Heirat war, konnte dies natürlich nicht verhindern. Verärgert ließ Daksha ein rituelles Feuer vorbereiten und lud dazu jeden ein außer Shiva.

Sita Verbrennt sich selbst im Opferfeuer;  Künstler/Artist: unbekannt/unknown
Sita Verbrennt sich selbst im Opferfeuer; Künstler/Artist: unbekannt/unknown

Sati, die zutiefst beschämt von dem Verhalten Ihres Vaters und erzürnt über diese Beleidigung war, suchte Ihren Vater gegen den Rat Ihres Gatten auf. Bestürzt über weitere Beleidungen Ihres Vaters, stürzte Sie sich in die Flammen des Opferfeuers.

Als Shiva von Tod Seiner geliebten Frau wurde er rasend und blind vor Zorn, Schmerz und Trauer.
Er verließ augenblicklich den Berg Kailash.
Als Er den Palast seines Schwiegervaters erreicht hatte, zerstörte Er in Seiner Raserei das Opferfeuer und schlug seinem Schwiegervater Daksha den Kopf ab.

Shiva nimmt den leblosen Körper Satis auf und zerstört Dakshas Opferfeuer; Künstler/Artist: unbekannt/unknown.
Shiva nimmt den leblosen Körper Satis auf und zerstört Dakshas Opferfeuer; Künstler/Artist: unbekannt/unknown.

Aus den Überresten des Feuers und der Flammen hob er den leblosen Körper Satis und begann dann Seinen vor Trauer und Schmerz überwältigt, Seinen Tanz der Zerstörung. Als Shiva, als Höchste Macht, voller Zorn mit Seinem Tanz die Welten zum wanken und an den Rand der vollkommenen Zerstörung brachte, flehten die Götter Vishnu an, etwas zu unternehmen.
Also machte sich dieser auf und zerteilte den Leichnam Parvatis mit Seinem Wurfdiskus, der auf den Schultern des noch immer rasend tanzenden Shiva ruhte.
Ihre einzelnen Teile vielen von Seinen Schulter und verteilten sich über ganz Indien. Und dort, wo Sie nieder fielen, entstanden heilige Plätze, die Adi-Shakti geweiht sind, die sog. „Shakti Peethas“ (1) .

Trauernder Shiva; Künstler/Artist: unbekannt/unknown; Quelle: flickr.com
Trauernder Shiva, Parvati tragend; Künstler/Artist: unbekannt/unknown; Quelle: flickr.com

Als das letzte Stück von Ihr von Seinen Schultern gefallen war, wurde Shiva ruhiger, und Er zog sich als Asket in die Einsamkeit des Himalaya zurück um sich in tiefer Meditation zu versenken.

Parvati wurde von Vishnu wieder in Ihrer ursprünglichen Gestalt Adi-Shaktis wieder erweckt.
Als Sie in Ihrer nächsten Inkarnation als Shailaputri (Parvati) wiedergeboren und Shiva wieder als Ihren Gatten gewonnen hatte, bat Vishnu den Höchsten der Göttlich darum, Daksha zu vergeben.
Seit dem ist der Frieden wieder hergestellt, und Durga besucht seit dem zusammen mit Ihren Kindern Skanda und Ganesha, und Ihren Shaktis Jaya und Vijaya, jedes Jahr im Herbst Ihre Eltern.

Vijayadashami markiert den Beginn der Ernte-Zeit, und die Muttergöttin wird angerufen, um die Fruchtbarkeit und die Kraft der Erde und des Bodens zu erneuern. Das geschieht mit vielen verschiedenen Ritualen, in denen die kosmischen Kräfte der Göttin an- und hereingerufen werden, um den Erdboden zu verjüngen.
Überall in Indien und Teilen angrenzender Länder wie Nepal finden große Feierlichkeiten und Speiseopfer für die Götter statt, sowohl zu Hause als auch in den Tempeln.
Dieser Tag gilt komplett als ein günstiger und segensreicher Tag. Alles, was an ihm angefangen wird, steht, so wird gesagt, unter dem Segen und dem Wohlwollen der Höchsten Göttin und der kosmischen Kräfte.

Der zehnte und letzte Tag von Navrati stellt den Höhepunkt der Festivitäten zu Ehren der Mutter des Universums dar.
Begleitet unter Jubel, Musik und Gesang werden die Statuen der Göttin aus Ihren zum Teil extra angefertigten Schreinen hinaus ans Licht gebracht, was sowohl den Sieg der Kräfte der Rechtschaffenheit und des Guten über die Mächte des Bösen und des Frevels symbolisert, als auch die Wiederherstellung des Gleichgewichtes und der Ordnung im Universum.
Die Statuen werden dann in Prozessionen zu Flüssen oder hin zum Meer gebracht und unter Jubel den Wassern übergeben.
Mit der Versenkung der Statuen wird die Göttin bis zum nächsten Navratri verabschiedet.

Doch die Feierlichkeiten sind damit noch nicht (ganz) zu Ende.
Je nach Region und Traditonen ist auch Vijayadashami mit vielerlei Bräuchen und weitern Ritualen verbunden.
Z.B. ersuchen die Jüngeren von den Älteren Ihren Segen, in dem sie sich zu deren Füßen niederbeugen und diese berühren, im Gegenzug werden sie von diesen gesegnet.
Und in manchen Gegenden gehen die Kinder (ähnlich wie an Halloween) von Tür zu Tür, und sammeln von Nachbarn und Verwandten Süßigkeiten.

Natürlich ist diese Artikelreihe nur ein kleiner Überblick über dieses, im großen Stil überall in Indien gefeierte Fest.
Der letzten Teile, die noch folgen, werden sich mit dem Durga-Puja, einer der wichtigsten Festivitäten während Navrati, und unterschiedlichen Ritualen rund um dieser heiligen Zeit beschäftigen.

Siat
Ende Teil 6


1-wrtl.: „Sitz der Shakti“; es werden 4-51 Peethas benannt, an denen jeweil ein Körperteil oder Schmuckstück Satis niederfiel. An jedem dieser Orte wird Adi-Shakti Sati in Form einer anderen Göttin verehrt, immer auch begleitet von Ihrem Gatten Rudra-Shiva. 

Navratri-Die neun heiligen Nächte der Mutter (Teil 2)

Die Formen der Göttlichen
Die Verehrung der Großen Mutter, Adi-Parashakti, findet in unterschiedlicher Weise statt.
Mit Adi-Parashakti, die uranfängliche (Schöpfungs)Macht werden, je nach Tradition, unterschiedliche Manifestationsformen der Göttin bezeichnet. Vor allem:

  • Durga
  • (Bhadra)Kali
  • (Jagad)Amba
  • Bhavani
  • Chandi(ka)
  • Lalita
  • Bhairavi
  • Annapoorna

Allen gemeinsam ist, dass sie als „Inkarnationen“ oder Manifestationen der schöpferischen göttlich-weiblichen (aktive) Macht der Schöpfung und somit als „Partnerin“ oder „Gattin“ Shivas, dem formlosen „Bewusstsein“ und eher „passiven“, ruhenden Teil der Schöpfung betrachtet wird.
Sie sind Ausdruck und/oder Teil von Sati-Parvati, der geliebten Gefährtin Shivas.

Drei mal drei Nächte Maha-Shaktis
Die neun Nächte werden darüber hinaus in 3×3 Nächte unterteilt, die jeweils (je nach Tradition) einer der Manifestationen Maha-Shaktis geweiht sind:
Die ersten drei Nächte: Durga/Maha-Kali
Die nächsten drei: Maha-Lakshmi
Die letzten drei: Maha-Saraswati.

Diese Aufteilung der Nächte basiert auf der Devi-Gita bzw. dem Devi-Mahatmyam. In ihr wird beschrieben, wie Adi-Shakti in drei unterschiedlichen Gestalten den Göttern zur Hilfe kommt, um Ihnen im Kampf gegen Dämonen beizustehen.
Gleichzeitig haben Sie jedoch noch eine deutlich tiefere Bedeutung und beschreiben die Transformation, die der Mensch im Laufe seiner spirituellen Reise durchläuft.
Diese Stufen werden in drei Kapiteln der Devi-Gita beschrieben.
Die erste beschreibt wie Adi-Shakti Maha-Vishnu erweckt, der so tief schlief, das niemand Ihn erwecken konnte.
Die nächste beschreibt, wie dieselbe Adi-Shakti sich als Maha-Lakshmi manifestiert, um gegen die Dämonen Mahishasura und Raktabija zu kämpfen. Und die nächste, wie die Dämonen Shumbha und Nishumbha von Maha-Sarasvati zerstört werden.
Die neun Nächte und Tage reflektieren diese drei Stadien und haben ihren Höhepunkt dann im 10. Tag, der Vijaya-Dashami genannt wird, der Tag des Sieges, an dem das Licht der Erkenntnis über die Dunkelheit der Unwissenheit siegt, in der wir die Dinge hinter uns lassen, die uns sei langem beschränken.
Wir können weiter gehen, sie hinter uns lassen, uns (und sie) transformieren.

Die Reise von Kali, der Dunklen Mutter hin zur leuchtenden Sarasvati führt uns darüber hinaus durch (unsere eigene) Dunkelheit hin zum Licht, und lässt uns auch unseren eigenen spirituellen Pfad  vom „dunklen“ Anfang unserer Reise hin in das Licht der Erkenntnis finden.

Maha-Kali, Maha-Lakshmi und Maha-Sarasvati
Maha-Kali, Maha-Lakshmi und Maha-Sarasvati

 

Die Dash-Mahavidyas und die heiligen zehn Tage
Weitere Göttinnen, die mit Navratri verbunden sind, sind die Dash-Mahavidyas. Sie sind eine Gruppe von zehn (=dash(a)) (tantrischen) Göttinnen der Weisheit und Einweihung.-Um es sehr grob zu umreißen.
Auch Sie sind Manifestationsformen von Shakti, und werden somit (je nach Tradition und Überlieferung) auch als Gestalten von Parvati, Durga und/oder Kali angesehen und verehrt.
Doch genaueres zu Ihnen wird an anderer Stelle folgen :).

Durga und die Dash-Mahavidyas
Ma Kali/Durga und die Dash-Mahavidyas, Künstler/Artist: unbekannt/unknown

 

Navdurga und die neun heiligen Nächte
Die einzelnen Tage dieses Festes sind den unterschiedlichen Aspekten der Göttin Durgas bzw. Parvatis geweiht.

  1. Tag: Shailaputri
  2. Tag: Brahmacharini
  3. Tag: Chandraghanta
  4. Tag: Kushmanda
  5. Tag: Skandamata
  6. Tag: Katyayani
  7. Tag: Kalaratri
  8. Tag: Mahagauri
  9. Tag: Siddhidatri

Einige Traditionen sehen in den neun Formen der Göttin soetwas wie die Lebensphasen von Maha-Devi Parvati, während wieder andere davon ausgehen, dass sich die drei Formen Adi-Shaktis, also Maha-Kali, Maha-Lakshmi und Maha-Sarasvati, wiederum in jeweils drei weiteren Formen manifestieren.
Und wieder andere nehmen beide dieser Ansichten an.

Der nächsten Teile dieser Reihe werden die neun Matas näher beleuchten.

Ende Teil 2
Siat