Archiv der Kategorie: Feste und Feiern

Imbolc

Laterne

 

Leise, leise ruft die Nacht
Flüsternd, lockend, stark mit Macht
Eisig klirrend ist die Luft
Mondlicht, silbern-glänzend, ruft

Sterne funkeln, glimmen hell
Tragen meine Füße schnell
Silberfunken tanzen sprühend
Bring´ des Wassers Lauf zum Glühen

Leise klingt das Lied der Sterne
Durch die samtig funkelnd Ferne
Öffnet Tore in den Weiten
Dringt durch alle Ewigkeiten

Zarte Energien weben
Nach des Frühlings Wärme streben
Ruf des Lebens hell erklingt
Mit Macht es an die Erde dringt

© Siat
02.Februar 2012

Gedanken zum Julfest von Solveig

Zu Jul erfährt die dunkle Jahreszeit ihren Höhepunkt.
Im Norden geht in diesen Tagen die Sonne nicht auf.
Es ist der Zeitpunkt größtmöglicher Dunkelheit: der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres.

Die Wochen zwischen Samhain und Jul sind eine Zeit des Rückzugs und der Besinnlichkeit.
Innere Einkehr, gemütliche Abende bei Tee und Lebkuchen, Häuslichkeit und reduzierte Aktivitäten prägen diese Phase des Jahres – oder sollten es tun (sofern der Trubel des Weihnachtsgeschäftes dafür Raum übrig lässt).
Der Lichterschmuck in Häusern und Straßen gibt der Hoffnung Ausdruck, dass Kälte und Dunkelheit nicht ewig währen.

Noch eine ganze Weile lang bleibt es dunkel und kalt.
Diese Zeit des Jahres gehört  der schwarzen Göttin, der dunklen Alten, die mit dem Knochenarmband rasselt und ein strenges Regiment führt. Das Land ist im Frost erstarrt. Die Lagervorräte schwinden allmählich. Für unsere Altvordern war der Winter eine Zeit von Hunger und Not.

Dennoch stehen wir an einem Wendepunkt: ab morgen werden die Tage länger, der Sonnengott wird wiedergeboren. Schritt für Schritt kehrt das Licht zurück.
Die Zeit zwischen den Jahren gehört Odin und der wilden Jagd, die wie Sturmesbrausen über den Nachthimmel ziehen.
Die 12 Raunächte beginnen mit der Wintersonnenwende und reichen bis zum 2. Januar.
Lasst uns Odin und seinem Geisterheer mit Rasseln, Lärmen und Tanz huldigen.
Möge die wilde Jagd alles mit sich reißen, was in unserer Welt überholt und erstarrt erscheint. Möge in ihrem Gefolge die neue Zeit Einzug halten!

Gedanken zu Samhain von Solveig

Zu Samhain sind die Schleier zwischen den Welten besonders dünn. Das Übernatürliche durchdringt die alltägliche Wirklichkeit. Wesenheiten diesseits und jenseits des Vorhanges können leichter passieren.
Samhain ist die Nacht der Begegnung zwischen Lebenden und Toten.

Das Licht hat inzwischen deutlich abgenommen, die Tage sind kurz. Die Bäume haben ihr Laub abgeworfen, viele Pflanzen haben sich in die Erde zurückgezogen. Samen ruhen gut geschützt in der Erde und warten auf den Frühling. Die Natur macht Pause.
Nebel und Regen verleiden uns das Draußen sein.
Die Zeit der Außenarbeiten ist vorbei.
Jetzt kommt die Zeit für Glühwein und Plätzchen, die Zeit, sich in geselliger Runde zu treffen, Geschichten zu erzählen und Pläne für das nächste Jahr zu schmieden.

Wir wenden unsere Aufmerksamkeit nach innen und beschäftigen uns mit den eigenen dunklen Aspekten.
Für jeden magisch Arbeitenden ist es unverzichtbar, den eigenen Schatten zu kennen und anzunehmen.
Tun wir es nicht, macht er uns zum Sklaven und bestimmt unser Leben.

Wer möchte, nimmt Kontakt auf zu den Ahnen, legt ein zusätzliches Gedeck auf oder stellt Milch, Brei, Brot und Bier unter den Hollerbusch.
Der Hollunder neben dem Haus ist ein Schwellenbaum, ein Zugang zum Reich der Hel und zu den verstorbenen Ahnen.
Wenn euch die Ahnen nicht geheuer sind, denkt an liebe Menschen, die diese Welt verlassen haben und an all das Gute, das euch mit ihnen verbindet. Vielleicht sind sie gerade jetzt an eurer Seite und stärken euch mit ihrer Kraft.

Da ist auch noch die Auseinandersetzung mit Tod, Alter und Sterben.
Für jeden kommt irgendwann die Zeit – ein Fakt, den wir gerne ausblenden.
Der Tod ist etwas Anonymes geworden. Wir schieben ihn weg, denn er macht Angst.
Diese Angst gilt es zu überwinden – auch wenn das leichter gesagt als getan ist.
Der Tod stellt einen Neubeginn dar.
Es gilt, ihm ins Auge zu sehen, ohne vor Schreck zu erstarren und das Leben zu vergessen.
Er ist fester Bestandteil des Lebens, der akzeptiert und integriert werden will.

Navratri-Die neun heiligen Nächte der Mutter (Teil 8)

Traditionen und Bräuche
Von den vielen Traditionen und Bräuchen, die es je nach Bundesland, Bevölkerungsgruppe (und -schicht) aber auch hinduistischer Strömung gibt, möchte ich nur auf ein paar ausgewählte eingehen.

Ältestes erhaltenes Manuskript des Devi Mahatmyams auf Palmenblättern, Bihar oder Nepal, 11. Jahrhundert; Quelle: Wikipedia.de

Rezitation des Devi-Mahatmyams
Eine der wohl essenziellsten Praktikenn Navratris ist die Rezitation des kompletten Devi-Mahatmyams.
Das Devi-Mahatmyam ist eigentlich Teil der Makandeya-Purana und besteht aus dreizehn Kapiteln. Es beschreibt einerseits das Wirken der Göttin Adi-Parashaktis in unterschiedlichen Formen, aber auch, in seiner tieferen Bedeutung, die Wanderung der menschlichen Seele.
Die dreizehn Kapitel sind in drei Abschnitte unterteilt und entsprechend ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Seele und der Veränderungen auf der spirituellen Reise Maha-Kali, Maha-Lakshmi und Maha-Sarasvati zugeordnet sind. Sie stellen die Kräfte dar, die im menschlichen Geist während seiner spirituellen Reise wirken und sich in ihm manifestieren.

Die Rezitation des Devi-Mahatmyams wird meist unter Einhaltung bestimmter Regeln und Methoden begangen, die sich jedoch von Tradition zu Tradition unterscheiden.
Zu den unterschiedlichen Methoden gehören z.B.
1. die Rezitation des kompletten Textes an einem Tag (kann mehrere Stunden in Anspruch nehmen)

2. die Aufteilung der Kapitel an verschiedenen Tagen:

Tag 1 Kapitel 1
Tag 2 Kapitel 2-3
Tag 3 Kapitel 4
Tag 4 Kapitel 5-8
Tag 5 Kapitel 9-10
Tag 6 Kapitel 11
Tag 7 Kapitel 12-13

3. die tägliche Rezitation nur des 2.-4. Kapitels

4. die tägliche Rezitation der Devi-Mahatmya Stothra Ashtakam, d.h. eine Zusammenfassung des Devi-Mahatmyams in acht Strophen.

Der Rezitation des Devi-Mahatmyams werden entsprechend der Wiederholungszahl unterschiedliche „Früchte“ oder Ergebnisse zugesprochen.
So soll z.B. das 3-fache wiederholen dabei helfen, sich von schwarzmagischen Einflüssen zu befreien. Fünfzehn Wiederholungen sollen zu einem angenehmen Leben und Reichtümern verhelfen und bei der Vollendung von 1000 Wiederholungen soll die Göttin Lakshmi erscheinen und allen Reichtum und Wohlstand den man sich wünschen kann, schenken.

Doch es sind dazu noch weitere Regeln zu beachten.
So z.B. dass bestimmte Manten vor und nach jedem Vers gesprochen werden sollen, oder dass vor und nach dem Lesen des Devi Mahatmyams 100 Mal das sog. Tryambaka-Mantra (1)  rezitiert werden soll.
Die Möglickeiten sind da sehr sehr vielfältig.
Auch die Kombination mit einem sog. Vrata kommt vor, besonders dann, wenn man sich die Erfüllung eines bestimmten Wunsches erhofft.

 

Tanz
Vor allem in Gujarat und Mumbai sind Tänze Teil der Feierlichkeiten.
Der sog. Garba ist ein ritueller Tanz, der während des Pujas (dem Ritual) vor der Darbringung der heiligen Flamme zu Ehren der Göttin vorgeführt wird, und ein Kreistanz (traditionell von Frauen) um eine in einem tönerden Gefäß brennende (Öl)Lampe/Kerze oder einer Statue der Göttin ist.

Garba; Quelle: Kathiyavad
Dandiya; Quelle: QuoteKo.com

Das Licht der Lampe stellt das Leben dar und den Fötus im Leib der Mutter. Der Tanz ist damit auch ein Teil der Verehrung des Lebens, der Schöpfung und der Zyklen des Seins.

Ein anderer, nach dem Puja als Teil der anschließenden Feierlichkeiten vorgeführter Tanz ist der Dandiya.
Der Dandiya war ursprünglich den Männern vorbehalten und diente dem Training von Kampftechniken z.B. mit dem Schwert.
Die heute benutzen farbenprächtigen Stäbe sind die Überbleibsel des Schwertes. Erst später kam Musik hinzu und er öffnete sich auch für Frauen.

 

Kalash Sthapana
Am ersten Tav von Navratri wird ein tönerdes oder metallenes Gefäß (Kalash) für den Hausschrein oder einen eigens dafür hergerichteten Altar(raum) vorbereitet, in den die Göttin invoziert wird.

Kalasha und Gersten-Schößlinge; Quelle: ekunji.com

In manchen Regionen ist es auch Brauch, auf dem Altar bzw. im Schrein etwas feuchte Erde auszubreiten  und dort Getreide (meist Gerste) auszusäen, die in den neun Tagen gehegt werden, bis sie sprießen. Die Sprößlinge werden am letzten Tag sog. Prasada (2) an Familienmitglieder und/oder Teilnehmer der Heim-Puja verteilt.

In anderen Regionen werden die Sprößlinge auch in tönernden Gefäßen, in die feuchte Erde getan wurde,  gezogen.

 

Die Verbrennung Ravanas
Einer der Bräuche am letzten Tag von Navratri ist die Verbrennung des Dämonens Ravana.
Sie symbolisiert den Sieg Ramas über den Dämonen und damit den Sieg über das Böse in der Welt.
Dazu werden z.T. riesige hölzerne Nachbildungen des Dämonenkönigs gebaut, die dann entzündet werden, doch auch im Kleinen zu Hause werden, Feuer entzündet und Nachbildungen des Dämons verbrannt.
Ein wenig erinnert diese Tradition an die Sonnenwendfeuer in unseren Breiten 😉 .

 

Sarasvati-Puja; Quelle: Paradise found

Sarasvati-Puja
Die letzten drei Tage von Navratri sind Saraswati geweiht.
An diesen Tagen finden unterschiedliche Rituale statt, um den Segen der Göttin der Weisheit, der Erkenntnis, des Lernens und der Künste zu erbitten.
Doch nicht nur Schüler, Studenten, Künstler o.a. widmen sich an diesem Tag besonders Ihrer Verehrung, sondern die Angehörigenaller Berufsgruppen.
Es ist auch die Zeit, in der Kinder zwischen 4 und 5 Jahren in einem rituellen Rahmen ihre erste Einweihung ins Schreiben und damit in den Beginn des Lernens erhalten.

 

Doch wie zu Beginn gesagt, dies sind nur Beispiele für die Traditionen und Bräuche, die mit Navrati in Verbindung stehen.
Auch wenn es viele Überschneidungen in den unterschiedlichen Bundesländern Indiens gibt, gibt es doch auch genauso viele Unterschiede.
Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe innerhalb des Hinduismus spielt darüber hinaus natürlich ebenso noch eine Rolle wie der gesellschaftliche Status.
Aber ich hoffe, es mir gelungen, einen kleinen Einblick in dieses wundervolle Fest zu Ehren der Großen Göttin Indiens zueröffnen.

Siat


1 – Ein Mantra Shivas
2 – geheiligte Speise

Navratri-Die neun heiligen Nächte der Mutter (Teil 7)

Durga-Puja/Durga Utsav
Das im Herbst stattfindende Maha-Navratri überschneidet sich mit einem der größten Feste zu Ehren der göttlichen Mutter des Universums, dem Durga-Puja.
Auch wenn das Fest in allen Teilen Indiens gleich große Relevanz hat und mit großem Pomp und voller Hingabe gefeiert wird, sind es besonders die östlichen Bundesländer wie Westbengalen und Assam, die wegen ihrer Festivitäten berühmt sind.
Während in manchen Bundesländern die Feierlichkeiten einen Tag andauern, wird es in den östlichen Bundesländern über fünf Tage lang gefeiert.
Es ist dort auch unter dem Namen „Akalbodhan“/“Akaal Bodhon“ („Durgas vorzeitiges Erwachen“) bekannt und bezieht sich damit auf eine Legende, in der Rama, ein großer Verehrer der Göttin Durga,  die Göttin Durga um Beistand im Kampf gegen den Dämon Ravana anrief, der Seine Gattin Sati entführt hatte.

Rama und Durga; Künstler/Artist: M. Gopal; Quelle:  Art of legend India

Er vollzog ein „Chandi Homa“(1), um die göttliche Mutter um Ihren Segen im Kampf gegen den Dämon Ravana anzurufen, der Seine Gattin Sita entführt hatte.
Die Göttin erschien darauf Rama und schenkte Ihm das Wissen, wie Er Ravana besiegen könne.
Dussehra schließlich markiert den Tag, an dem Sita gefunden und Ravana besiegt wurde.

Der Beginn des Durga-Pujas liegt etwa sechs  bis acht Tage nach Neumond, doch eines der wichtiges Ereignisse beginnt bereits einige Tage davor mit dem Schwarzmond, Amavasya Shraddha genannt.

Amavasya Shraddha
„Amavasya“ bezeichnet zum einen die Nacht des (nicht sichtbaren) Neumondes zum anderen auch den Nacht an dem die Sichel des neuen Mondes das erste Mal (wieder) sichtbar wird.
Das Amavasya Shraddha ist ein Ahnen-Ritual am Abend des Schwarzmondes, und markiert das Ende einer 15-tägigen Periode, in der Hindus ihren Ahnen mit speziellen Ritualen und Opfern Ehre erweisen
Nach hinduistischem Brauch werden die Verstorbenen je nach Zeitpunkt, Art und ihrem „Status“ zum Zeitpunkt ihres Todes an unterschiedlichen Tagen dieser Periode verehrt (z.B. am fünfte und sechste Tag Menschen, die im voran gegangenen Jahr verstarben, am neunte  verheiratete Frauen, die vor ihren Männern starben und am zehnte Tag Kinder und Asketen).
Amavasya Shraddha, das auch „Sarvapitra/i (Moksha) Amavasya“ („Neumondtag aller Väter“) genannt wird, markiert das Ende dieser Periode und ist allen Ahn/innen geweiht, unabhängig vom Tag des Mondes, an dem sie verstarben.
Wenn also jemand aus irgendwelchen Gründen am spezifischen Tag nicht das Ritual ausführen konnte oder nicht weiss, wann er das Ahnen-Ritual vollziehen soll, ist das der Tag, an dem die Rituale vollzogen werden können.

Pitru Amavasya;  Quelle: India.com

Mahalaya Amavasya ist der einzige Tag dieser Periode, in dem der Sohn der Tochter bzw. der Sohn der Mutter Rituale zu Ehren der Ahnen der mütterlichen Linie abhalten darf.  Daher wird dieser Tag auch als Matamaha („Mutters Vater“) oder Dauhitra („Tochters Sohn“) Amavasya bezeichnet. Alle anderen Tage sind, nach hinduistisch-vedischer Vorstellung, den Ahnen der väterlichen Linie vorbehalten.
Frauen sind grundsätzlich von der Darbringung der Opfer und den Ritualen der Ahnen-Verehrung ausgeschlossen, ebenso wie die Mitglieder der königlichen Familie es waren, weil alle Riten um Tod und Sterben als Unheil bringend betrachtet werden.

Devi Paksha
Mit Mahalaya Amavasya beginnen die vierzehn Tage der Göttin, Devi Paksha genannt.
Die Menschen glauben, dass sich auch die Götter und Göttinnen ab diesem Tag für die Ankunft der Göttin des Universums und das Durga-Puja vorzubereiten beginnen, während sich die Göttin selbst auf die Reise zur Erde macht.
Es ist der Tag, an dem die Göttin mit Chants und Mantras dazu eingeladen wird, auf die Erde herab zu steigen und die Menschen zu besuchen.
Trotz seines Bezuges auch mit dem Tod gilt der Tag von Mahalaya Amavasya als extrem günstig und glücksverheißend für den Beginn jeglicher Vorhaben.
Der nächste Tag steht unter dem Licht der Ankunft der Göttin und Ihrer Kinder.
An diesem Tag, so glauben die Menschen, betritt die Göttin wieder die Erde und besucht die Menschen.
Andere Mythen bringen diesen Tag damit in Verbindung, dass Parvati zusammen mit Ihren Kindern Lakshmi, Sarasvati, Ganesh und Skanda Ihre Eltern besucht und dort bis Dusshera  bleibt.

Am nachfolgenden Tag wird die Göttin, je nach Region und/oder Tradition in verschiedenen Riten in eine (Gruppe von neun) Pflanze(n) oder aber in einen speziell vorbereiteten und geschmückten Kalash (2) invoziert.
Durch weitere anschließende Riten wird die Göttin dann symbolisch für die Dauer der nächsten Tage an die Pflanze bzw. den Kalash gebunden.
Neben diesen Ritualen bildet an diesem Tag auch das entschleiern der speziell für das Durga-Puja angefertigten Murti (3) und damit das Willkommen-Heißen der Göttin im Zuhause oder aber in einem speziell gefertigten Schrein den Hauptteil der Zeremonien.

Der nachfolgende Tag ist Mahashtami.
Ein sehr wichtigen Teil nimmt an diesem Tag das sog. Kumari-Puja ein,  in dem neun junge, unverheiratete Mädchen als Verkörperung der Göttin verehrt, bewirtet und beschenkt werden.
In manchen Regionen Indiens erstreckt sich das Kumari-Puja allerdings auch über die gesamte Zeit von Navratri.
Einen anderes  sehr wichtiges Ritual ist das Shandi-oder Chandi-Puja bzw. Homam, das, nach dem Mythen, bereits von Rama zelebriert wurde.

Kali vernichtet die Dämonen Chanda und Munda; Quelle: Shiva Shakti Canada

Es findet zu einem bestimmten, nach dem vedischen Kalender berechneten Zeitpunkt statt und wird mit dem Zeitpunkt in Verbindung gebraht, in dem der Göttin Durga die Göttin Chamunda (eine Form Kalis) entsprang um die Dämonen Chanda und Munda zu vernichten.
Aufgrund des blutigen Kampfes zwischen der Göttin und den Dämonen beinhaltet das Chandi-Puja in manchen Regionen Indiens auch Tieropfer (Balidan). Anhänger der Göttin, die keine Tieropfer vollziehen, bringen symbolisch Opfer in Form von Obst oder Gemüse dar, wie z.B. Bananen, Gurken oder Kürbisse.
Mit Mahanavami findet das Durga-Puja schließlich seinen Höhepunkt.

Mahishasura-mardini besiegt den Büffeldämon; Künstler/Artist: unbekannt/unknown
Mahishasura-mardini besiegt den Büffeldämon; Künstler/Artist: unbekannt/unknown

Der Legende nach besiegt die Göttin an diesem Tag den Dämon Mashishasur, wesewegen sie als Mahishasura-mardinini, die „Vernichterin des Büffel-Dämons“ im großen Stil verehrt und gefeiert wird.

Den Schluss bildet, wie gehabt, Vijaya-Dashami, an dem der Sieg der Göttin und Ihre Rückkehr zu Shiva gefeiert wird.

Das Durga-Puja und die Vernichtung der Unwissenheit
Wie das Thema Navratis im allgemeinen, so steht auch das Durga-Puja ganz im Zeichen des Kampfes Gut gegen Böse, des Lichtes gegen die Dunkelheit.
Die vier bis fünf Tage des Durga-Pujas stehen daher mit den Kämpfen der Göttin mit den unterschiedlichen Dämonen , von denen im Devi-Mahatmyam berichtet wird, in Verbindung:

In Zeiten von damals,
als der Herr von Lakshmi (3)
im Yoga-Schlaf versunken war
auf Seinem furchteinflößenden Schlangenbett,
und die urzeitlichen Dämonen Madhu und Kaidabha
hervorkamen aus Seinem Ohrenschmalz
und Brahma, den Schöpfer zum Erzittern brachten,
erhörtest Du, oh Durga, Seine Gebete
und Du tötestest sie beide

Als der große Dämon Mahisha
der Indra, den Herrn aller Devas im Krieg besiegte
und mit seinem Können alle drei Welten zu seinen Sklaven machte,
und seine Diener dazu berief über sie zu herrschen,
tötestest Du, Durga, ihn mit seiner Armee, seinen Ministern und Freunden.

Das Gebet der Götter erhörend
stiegst Du von den verschneiten Bergen
auf einer goldenen Schaukel.
Und Du tötestest die stolzen Dämonen Shumbha und Nishumbha.
Nachdem Du Dhoomraksha, Chanda und Munda getötet hattest,
wurdest Du Chamunda genannt und gepriesen.
Und so tötestest Du auch die große Geißel Rakthabheeja.

– aus dem Devi Mahatmyam Stothra Ashtakam

Neben den mythologischen Hintergründen steckt hinter den Geschichten und Bildern eine tiefer verborgene, spirituelle Bedeutung, die sich erst erschließt, wenn man sich mit dem Denken und den Weltbildern des Sanatana Dharma näher beschäftigt.
Näher darauf einzugehen würde jetzt den Rahmen sprengen, doch sie beschreiben die Entwicklung des Menschen auf seiner spirituellen Reise.

Die neun Nächte Navratris und das Durga-Puja ist nicht damit nicht nur ein Fest, dass die göttliche Mutter des Universums, die Bezwingerin des Bösen und die (Wieder)Herstellerin der kosmischen Ordnung feiert, sondern es soll gleichsam daran erinnern, dass es das Licht der Erkenntnis ist, dass unsere eigenen inneren Dämonen, unser Ego, unsere Gier besiegt.
Ende Teil 7
Siat


1 – Ein vedisches Ritual, das ein Opferfeuer beinhaltet. Das Chandi-Homa ist ein spezielles Ritual, das an die Göttin Kali als Chandi(ka) gerichtet ist.
2 – Ein metallenes Gefäß mit einer schmalen Öffnung, auf die eine Kokusnuss passt. Im rituellen Kontext ein (meist) mit (heiligem Ganges-) Wasser gefülltes Gefäß, in dessen Öffnung (meist) Mangoblätter gesteckt und mit einer Kokusnuss gekrönt wird.
3- Vishnu