Archiv der Kategorie: Der Jahreskreis

Gedanken zu Litha-Ein Nachtrag von Solveig

Mittsommer ist eine Zeit der Fülle.
Bäume tragen Früchte, üppig wachsen das Korn und die Beeren. Im Tierreich tummelt sich der hoffnungsvolle Nachwuchs.
Wir haben bereits geerntet – Kirschen und Aprikosen aus der Region.
Die Spargelsaison ist sogar schon vorüber. Nun darf das edle Gewächs tüchtig ins Kraut schießen und Kraft zur Vermehrung sammeln.

Die Fülle, die uns von der Natur zur Verfügung gestellt wird, wollen wir teilen. Gemeinsam feiern wir das Fest des längsten Tages und der kürzesten Nacht – mit Essen, Trinken und Fröhlichkeit.

In unseren Breiten ist der Sommer kurz, und jeder einzelne Sonnentag ist ein Fest an sich. Wenn heute die Sonne nicht so warm scheint, wie die vergangene Woche es erhoffen ließ, so gemahnt uns dies, unsere Erwartungen nicht zu hoch zu stecken.
Wohl dürfen wir hoffen und träumen und Zukunftspläne machen, doch am Ende gilt es, mit dem zurechtzukommen, was wir vorfinden.

Drum lasst unseren Blick auf die schönen Seiten heften, auf die Chancen, die das gemeinsam Feiern in diesem Kreis für uns bietet. Lasst uns die Gesellschaft all jener genießen, die heute gekommen sind, und höflich darum bitten, dass Thor unseren Platz trocken hält.

Gedanken zu Beltane-Ein Nachtrag von Solveig

Beltane ist ein Fest des Lebens, der Fruchtbarkeit, des Sieges der Sonne über Kälte und Nacht.
Endgültig hat nun der Sommer über den Winter triumphiert (auch wenn sich das heute wettermäßig nicht so anfühlt). Der Sonnengott ist zum geschlechtsreifen Jüngling herangewachsen und stellt sich der Herrschaft über das Land. Die jungfräuliche Göttin erwartet ihn, um Neues zu schaffen. Erde und Sonne stehen in inniger Verbindung.
Die Welt ist für die heilige Hochzeit bereit.

Leichtigkeit greift um sich.
Die Zeit des Mangels und des Sparens ist vorbei. Nun werden wir wieder von der Natur direkt versorgt und müssen nicht länger auf das Eingemachte zurückgreifen.
Die Freude, dass der Winter überstanden ist, sollte uns zu einem ausgelassenen Fest inspirieren.

Heute Abend reiten Hexen auf ihren Besen rund um den Brocken. In ihrem Gefolge findet sich ein wilder Reigen von Elfen, Menschenfrauen und Geistern. Sie alle wollen Teil haben an der wieder erwachten Lebensfreude.
In alten Überlieferungen werden diese Frauen als ungezähmt und kraftvoll beschrieben – die Ur-Frau, die ihre Gefühle lebt und stolz ihren Mann erwählt.

Wikipedia berichtet: „Der anfangs fröhliche, später immer ekstatischer werdende Kulttanz entfachte eine gemeinsame Trance, in der es möglich war, aus der ganz „normalen Realität“ auszusteigen und Kontakt mit der Anderswelt zu bekommen sowie Energien in sich zu entfachen.“
Wozu diese Energien wohl gebraucht wurden?

Die Alten haben getanzt, sind über das Feuer gesprungen und dann…

Das könnten wir auch tun … aber ich fürchte, da macht keiner mit.
Gesellschaftliche Regeln und unser modernes Selbstverständnis stehen einer wilden Beltane-Feier entgegen.
Doch wir dürfen uns zumindest vorstellen, wie das früher einmal abgelaufen sein könnte. Und dürfen uns – ganz ohne die anerzogene Scham – an der gedanklichen Bilderwelt erfreuen.
Damit wäre ein erster Schritt gemacht … zu einer ekstatischen Beltanefeier.

In diesem Sinne: Feuer frei zum Drüberspringen!

 

© Martyn Pattison; Quelle: Wikimedia.org (klick Bild)

Gedanken zu Ostara von Solveig

Heute begehen wir das Fest der Tag- und Nachtgleiche.
Ein Äquinoktium ist lt. Wikipedia der Moment, an dem die Sonne bei ihrer scheinbaren Jahresbewegung auf der Ekliptik den Himmelsäquator überschreitet.  Die Schnittpunkte von Ekliptik und Äquator werden Frühlings- und Herbst- bzw. Widder- und Waagepunkt genannt.

Die Tag- und Nachtgleichen sind Sonnenfeste.
Licht und Dunkel sind gleich stark. Es herrscht Ausgewogenheit, Gleichgewicht zwischen Tag und Nacht.
In diesem Punkt steckt die gesamte Fülle der Möglichkeiten.
Alles kann sich entwickeln – nach der einen oder der anderen Seite (come to he dark side, we have the cookies!).

Der Name des Festes könnte lt. Wikipedia auf Ostara oder „Eostre“, dem angelsächsischen Namen der teutonischen Göttin der Morgenröte, zurückgehen.
Lautgeschichtlich besteht „Os-tara“ aus zwei Silben.
„Os“ wäre demnach Mund-Schoß-Erde-Geburt-Entstehung.  Und „tar“ würde „zeugen“ bedeuten.
Ostara hieße demnach Erd-Zeugung.
Auch Osten beinhaltet die gleiche erste Silbe. Im Osten geht die Sonne auf, dort wird sie geboren.
Andere Quellen führen den Wortstamm auf Isis/Astarte/Ishtar zurück.

Zu Ostara sind die Felder bestellt.
Der Keim im Boden beginnt zu wachsen. Erste grüne Spitzen zeigen sich. Das Neue schafft sich seinen Raum.

Auch für uns Menschen ist die Zeit der Innenorientierung vorbei. Wir wenden den Blick nach außen und suchen neue Herausforderungen. Die Handwerksburschen gehen auf die Wanderschaft. Für das Jungvolk kommt die Zeit des „Liebäugelns“, oder neudeutsch des Flirtens. Neue Bindungen formen und festigen sich, neues Leben darf entstehen.

Im Ritual bitten wir nun um fruchtbaren Boden für unsere Werke oder bündeln die Energie, um das Wachstum magisch zu intensivieren.
Vorchristliche Symbole wie Ei (=> Wiedergeburt, Ursprung des Lebens) und Hase (=> besonders fruchtbares Tier) verbinden uns mit den Bräuchen vorangegangener Generationen. Schon früher wurden die Eier rot – in der Farbe des Blutes und des Lebens – gefärbt.

Rote Eier, Schoko-Osterhasen und Hefekranz finden sich auch heute auf unserem Gabentisch.
Lasst uns im Geiste unserer Vorfahren die Gaben des Frühlings feiern und uns daran laben. Vergesst jedoch nicht, den hohen Wesen und den Geistern des Ortes ihren Anteil abzugeben.
Auf dass es uns (und ihnen) wohl bekommen möge!

Gedanken zu Imbolc von Solveig

Obgleich die Natur noch in winterlicher Starre verharrt, steigt von uns unbemerkt der Saft in die Bäume.
Die ersten Frühlingsboten machen sich in der Erde zum Keimen bereit. Die Sonne geht schon ein bisschen früher auf, und abends ist es länger hell.
Eine ganze Stunde Tageslicht haben wir seit Jul gewonnen.

In diesem neuen Licht erscheint die Göttin als die schöne, vom Strahlenkranz umgebene Lichtjungfrau Brigid.
Sie löst die dunkle Alte ab, die den Winter beherrscht.

Mit Brigid steigen Elementarwesen und Fruchtbarkeitsgeister aus der wieder erwachenden Erde.
Die Winterschläfer Dachs und Bär stecken schlaftrunken die Nasen aus ihren Höhlen. Noch steif und verschlafen wagen sie die ersten Schritte. Sie halten Ausschau, wie weit der Frühling gediehen ist.

Der Bär symbolisiert den wiedergeborenen, jugendlichen Sonnengott.
Noch ist er unkenntlich verhüllt in seiner ungezähmten, berserkerhaften Gestalt.

Der Bär symbolisiert Fruchtbarkeit und Lebenskraft. Er und die emsigen Bienen, die wir für ihren Honig und das Wachs schätzen, sind die Begleiter der weißen Brigid. Als Gegensätze gehören sie zusammen: der massige Faulpelz und die winzigen Insekten. Bemerkenswert an den Bienen ist, dass sie den Honig aus den Blüten saugen, ohne diese zu zerstören.

Brigid steht im Ruf, alle Gewässer in Bewegung zu versetzen, das Eis zum Schmelzen zu bringen, die Säfte in den Bäumen anzuregen und die Pflanzen wieder sprießen zu lassen. Auch in uns Menschen lässt sie Frühlingsgefühle aufkeimen.

Ehe wir jedoch das wieder erstarkende Licht feiern und den Frühlingsgefühlen ihren Lauf lassen, wollen wir den Winter verabschieden und mit ihm alles zurücklassen, was sich schwer, träge und kalt anfühlt….

Imbolc

Laterne

 

Leise, leise ruft die Nacht
Flüsternd, lockend, stark mit Macht
Eisig klirrend ist die Luft
Mondlicht, silbern-glänzend, ruft

Sterne funkeln, glimmen hell
Tragen meine Füße schnell
Silberfunken tanzen sprühend
Bring´ des Wassers Lauf zum Glühen

Leise klingt das Lied der Sterne
Durch die samtig funkelnd Ferne
Öffnet Tore in den Weiten
Dringt durch alle Ewigkeiten

Zarte Energien weben
Nach des Frühlings Wärme streben
Ruf des Lebens hell erklingt
Mit Macht es an die Erde dringt

© Siat
02.Februar 2012