Es ist schon einige Zeit her, dass ich hier gepostet habe, was ganz einfach daran lag, dass ich meine gesamte Zeit in mein Lieblingsprojekt steckte. Das liegt mir sehr am Herzen, und so kamen dann eben andere Dinge und das Forum zu kurz. Nachdem ich einen großen Abschnitt meiner Arbeit abgeschlossen habe, bin ich etwas ausgelaugt und nehme mir eine kleine Auszeit. Diese möchte ich gern nutzen, um auch hier wieder etwas aktiver zu werden.
Vor einiger Zeitt gab es von Artjom in einem anderen Thread Anmerkungen zum Ahnenkult in Griechenland und Rom. Ich denke, dass es sich lohnt, dafür einen eigenen Thread zu eröffnen, da dies dem vorgegeben Thema nur bedingt entspricht. Daher, ich hoffe Artjom ist damit einverstanden, möchte ich hier seinen Beitrag in diesen Thread kopieren.
Artjom schrieb:
"Nun, zunächst war mir der Ahnenkult, die Verehrung der Ahnen als göttliche Wesen, auch etwas befremdend. Klar, man liebt seine Verwandten auch über den Tod hinaus, aber sie zu Götzen machen...? Da hatte ich doch auch zunächst Vorbehalte, teilweise immer noch.
Was allerdings die Römer angeht, da muss ich Dir widersprechen. Die Ahnen wurden durchaus als göttlich empfunden und auch angebetet, es wurde nicht für sie gebetet, sie wurden direkt angebetet. Ich schrieb oben irgendwo schon von der römischen Abkürzung D.M. Diese steht für "Diis Manibus" (Dativ), "für die Göttlichen Verstorbenen", und sie wurden neben den Laren, Penaten und anderen Götter im Hauskult genannt. Zufällig war just diese Woche das Lemuria-Fest, bei dem die "bösen" Totengeister besänftigt wurden.
Auch von den Laren wurde von einigen heidnischen Römern angenommen, es handle sich um Ahnengeister. Der allgemeine Begriff sei "Manen" gewesen, die guten Ahnengeister wurden zu "Laren", zu Beschützer des Hauses und der Familie, die "bösen" Ahnengeister zu "Larven" oder "Lemuren" (gemeint sind nicht die zoologischen Begriffe).
Und auch bei den Griechen soll es kultisch gesehen kaum Unterschiede gegeben haben zwischen dem Kult eines Gottes oder dem Kult eines Heros oder dem Kult eines persönlichen Ahnen... In einem seiner Stücke soll Aristophanes einem Charakter Folgendes in den Mund gelegt haben: "Wir bringen ihnen [den Ahnen] Opfer dar, gerade so, wie wir es bei den Göttern tun, bringen ihnen Trankopfer dar und bitten sie, uns Gutes zu schicken."
Tut mir leid, ich will Dir da nicht reinreden. Ich weiß auch, dass Wissowa zum Beispiel die Vorstellung ebenfalls ablehnt, dass die Römer an göttliche Vorfahren geglaubt hätten, aber Fakt ist, dass sich einige alte Römer selbst auch dazu geäußert haben und dass sie ihre Ahnen nicht nur gedachten, sondern diese auch um Schutz anbeteten."
Das sind zweifellos interessante Anmerkungen. Bevor man das Thema aber vertiefen kann, wäre natürlich die Frage zu klären, was ist Ahnenkult. Einige Passagen lassen vermuten, dass da kein großer Unterschied mehr zwischen Göttern und Ahnen gemacht wird. Das muss wohl bedacht werden, denn die Vorstellungen, was nach dem Tod geschieht, sind in den zwei antiken Religionen mehrfach beschrieben worden. Schon in Homers Ilias heißt es in 1. Buch Vers 3:
"Und viel' tapfere Seelen der Heldensöhne zum Ais
Sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte, den Hunden,
Und dem Gevögel umher."
Mit Ais ist die Unterwelt gemeint, der Hades, wie diese auch oft nach dem dort herrschenden Gott genannt wurde. Homer beschrieb sie auch als Reich der Schatten. (Ihr merkt, diese zwei antiken Religionen, die nicht als Buchreligionen zählen, sind zum Teil auch noch heute gut belegt.) Die Unterwelt war der Platz für die Seelen, für die Schatten der Sterblichen, wenn sie das Leben verlassen hatten. Damit ging erst einmal keine Vergöttlichung einher.
Natürlich ist mir trotzdem bewusst, dass z.B. Herakles, der 'nur' ein Mensch war, unter den Göttern aufgenommen wurde und damit Unsterblichkeit erlangte. Ein seltenes Privileg, welches auch solchen Helden wie Odysseus oder Achill nicht zuteil wurde. Anders wieder die römische Kaiser. Ihnen wurden Opfer dargebracht, sie erhielten Tempel (wie auch übrigens Cäsar, ohne jemals Kaiser gewesen zu sein.) und wurden vergöttlicht. Persönlich sehe ich dies aber sehr kritisch. Der Mensch sollte nicht bestimmen, wer von den Sterblichen ein Gott wird. Ich brauche solche Überhöhungen nicht, genauso wie die Heilsversprechen oder die Drohungen zur ewigen oder zeitweisen Verdammnis. Mir reicht der Ais mit seinem Elysion und Tartaros völlig aus.
Da die Römer die Religion und die Mythen der Griechen übernahmen, bzw. ihre Religion gleichsetzten, erklärt sich mir der Versuch Ahnen zu vergöttlichen nur daraus, dass die Römer, wie überhaupt die damaligen Religionen, sehr tolerant waren. Viele fremde Einflüsse wurden an- und aufgenommen, wodurch sich auch die alten Religionen änderten oder verschiedene Strömungen entstanden. An dieser Toleranz könnten sich Islam und Christentum ein Beispiel nehmen.
Das die Ahnen verehrt wurden, ist auch mir bekannt. Persönlich habe ich dies aber eher nicht als Vergöttlichug gesehen, sondern als Glaube an die Geister der Ahnen. Soweit kann ich auch den oben genannten Ausführungen folgen. Eine allgemeingültige Erklärung wird es aber vermutlich nicht geben. In der Tradition dieser alten Religionen, sehe ich die Sache so, dass es mit dem Ahnenkult jeder nach eigener Auffassung halten kann, ganz so wie es ihm gefällt.
Obwohl noch viel zu sagen wäre, höre ich jetzt aber auf, da es schon recht spät geworden ist.
Vor einiger Zeitt gab es von Artjom in einem anderen Thread Anmerkungen zum Ahnenkult in Griechenland und Rom. Ich denke, dass es sich lohnt, dafür einen eigenen Thread zu eröffnen, da dies dem vorgegeben Thema nur bedingt entspricht. Daher, ich hoffe Artjom ist damit einverstanden, möchte ich hier seinen Beitrag in diesen Thread kopieren.
Artjom schrieb:
"Nun, zunächst war mir der Ahnenkult, die Verehrung der Ahnen als göttliche Wesen, auch etwas befremdend. Klar, man liebt seine Verwandten auch über den Tod hinaus, aber sie zu Götzen machen...? Da hatte ich doch auch zunächst Vorbehalte, teilweise immer noch.
Was allerdings die Römer angeht, da muss ich Dir widersprechen. Die Ahnen wurden durchaus als göttlich empfunden und auch angebetet, es wurde nicht für sie gebetet, sie wurden direkt angebetet. Ich schrieb oben irgendwo schon von der römischen Abkürzung D.M. Diese steht für "Diis Manibus" (Dativ), "für die Göttlichen Verstorbenen", und sie wurden neben den Laren, Penaten und anderen Götter im Hauskult genannt. Zufällig war just diese Woche das Lemuria-Fest, bei dem die "bösen" Totengeister besänftigt wurden.
Auch von den Laren wurde von einigen heidnischen Römern angenommen, es handle sich um Ahnengeister. Der allgemeine Begriff sei "Manen" gewesen, die guten Ahnengeister wurden zu "Laren", zu Beschützer des Hauses und der Familie, die "bösen" Ahnengeister zu "Larven" oder "Lemuren" (gemeint sind nicht die zoologischen Begriffe).
Und auch bei den Griechen soll es kultisch gesehen kaum Unterschiede gegeben haben zwischen dem Kult eines Gottes oder dem Kult eines Heros oder dem Kult eines persönlichen Ahnen... In einem seiner Stücke soll Aristophanes einem Charakter Folgendes in den Mund gelegt haben: "Wir bringen ihnen [den Ahnen] Opfer dar, gerade so, wie wir es bei den Göttern tun, bringen ihnen Trankopfer dar und bitten sie, uns Gutes zu schicken."
Tut mir leid, ich will Dir da nicht reinreden. Ich weiß auch, dass Wissowa zum Beispiel die Vorstellung ebenfalls ablehnt, dass die Römer an göttliche Vorfahren geglaubt hätten, aber Fakt ist, dass sich einige alte Römer selbst auch dazu geäußert haben und dass sie ihre Ahnen nicht nur gedachten, sondern diese auch um Schutz anbeteten."
Das sind zweifellos interessante Anmerkungen. Bevor man das Thema aber vertiefen kann, wäre natürlich die Frage zu klären, was ist Ahnenkult. Einige Passagen lassen vermuten, dass da kein großer Unterschied mehr zwischen Göttern und Ahnen gemacht wird. Das muss wohl bedacht werden, denn die Vorstellungen, was nach dem Tod geschieht, sind in den zwei antiken Religionen mehrfach beschrieben worden. Schon in Homers Ilias heißt es in 1. Buch Vers 3:
"Und viel' tapfere Seelen der Heldensöhne zum Ais
Sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte, den Hunden,
Und dem Gevögel umher."
Mit Ais ist die Unterwelt gemeint, der Hades, wie diese auch oft nach dem dort herrschenden Gott genannt wurde. Homer beschrieb sie auch als Reich der Schatten. (Ihr merkt, diese zwei antiken Religionen, die nicht als Buchreligionen zählen, sind zum Teil auch noch heute gut belegt.) Die Unterwelt war der Platz für die Seelen, für die Schatten der Sterblichen, wenn sie das Leben verlassen hatten. Damit ging erst einmal keine Vergöttlichung einher.
Natürlich ist mir trotzdem bewusst, dass z.B. Herakles, der 'nur' ein Mensch war, unter den Göttern aufgenommen wurde und damit Unsterblichkeit erlangte. Ein seltenes Privileg, welches auch solchen Helden wie Odysseus oder Achill nicht zuteil wurde. Anders wieder die römische Kaiser. Ihnen wurden Opfer dargebracht, sie erhielten Tempel (wie auch übrigens Cäsar, ohne jemals Kaiser gewesen zu sein.) und wurden vergöttlicht. Persönlich sehe ich dies aber sehr kritisch. Der Mensch sollte nicht bestimmen, wer von den Sterblichen ein Gott wird. Ich brauche solche Überhöhungen nicht, genauso wie die Heilsversprechen oder die Drohungen zur ewigen oder zeitweisen Verdammnis. Mir reicht der Ais mit seinem Elysion und Tartaros völlig aus.
Da die Römer die Religion und die Mythen der Griechen übernahmen, bzw. ihre Religion gleichsetzten, erklärt sich mir der Versuch Ahnen zu vergöttlichen nur daraus, dass die Römer, wie überhaupt die damaligen Religionen, sehr tolerant waren. Viele fremde Einflüsse wurden an- und aufgenommen, wodurch sich auch die alten Religionen änderten oder verschiedene Strömungen entstanden. An dieser Toleranz könnten sich Islam und Christentum ein Beispiel nehmen.
Das die Ahnen verehrt wurden, ist auch mir bekannt. Persönlich habe ich dies aber eher nicht als Vergöttlichug gesehen, sondern als Glaube an die Geister der Ahnen. Soweit kann ich auch den oben genannten Ausführungen folgen. Eine allgemeingültige Erklärung wird es aber vermutlich nicht geben. In der Tradition dieser alten Religionen, sehe ich die Sache so, dass es mit dem Ahnenkult jeder nach eigener Auffassung halten kann, ganz so wie es ihm gefällt.
Obwohl noch viel zu sagen wäre, höre ich jetzt aber auf, da es schon recht spät geworden ist.
Gnothi seauton ... und Du erkennst die Götter, und deinen Platz im Universum.