Beiträge von Ka-Sethi

    Du vergißt das die Arbeiter grade einmal in 8 Tagen ihre Häuser aufsuchten, nämlich dann wenn sie mal frei hatten. Den Rest der Zeit haben sie in schäbigen Hütten verbracht, die näher an der Baustelle waren (ca.4-5qm) Und es gab keine Toiletten, da sind Krankheiten gleich vorprogrammiert und Wasser war sowieso knapp zumal das meiste für den Bau draufging.

    Häh, wieso kassierst Du Schelte ein? Du baust weder Tempel noch bist Du Pharao *lol*. Ich bin selbst kemetic, aber ich finde man muss auch mal kritisch mit der eigenen Geschichte umgehen und dass Pharaonen oft korrupte Marionetten der großen Priesterschaften und politische Nieten waren, ist doch kein Geheimnis. Es spricht doch sehr für das ägyptische Volk, dass die sich immer selbst zu helfen wussten und dabei den Glauben an ihre Götter nie verloren haben. ich finde das jedenfalls bemerkenswert.

    Ich haue eigentlich nicht jedem immer gleich die Quellenliste um die Ohren, weil ich die in der Regel als bekannt voraussetzen kann. Ich hab Dich aus diesem Grund auch nicht nach Deinen Quellen gefragt, weil ich das bislang nicht für nötig hielt. Allerdings, "ich war schon mal da" ist leider auch keine gültige historische Quelle.

    Die Studie von Austin ist bahnbrechend, weil sie die ersten anthropologischen Befunde über die Menschen Deit-el-Medina erhebt, was Du z.B. unter der Standford-Seite selbst findet - übrigens ein durchaus renommiertes Institut für Ägyptologie. Und es dürfte klar sein, dass Austin da nicht alleine herumgegraben hat, sondern die Universität in Standford daran beteiligt war. Und historische Studien haben auch bestimmte Standards zu erfüllen, vor allem dann wenn sie aus solchen Häusern kommen, von daher darf man deren Gewichtigkeit sicherlich als hoch einstufen.

    Offen gesagt, Deine emotionale Überreaktion finde ich ausgesprochen befremdlich... Ich hab mich ja schon mit vielen ägyptologisch bewanderten Historikern unterhalten, aber sowas ist mir echt noch nie untergekommen. Vielleicht lassen wir's besser...

    Ähm, hast Du den Artikel eigentlich gelesen? Du verharmlost da einige Fakten ganz massiv. Ich frage mich warum, denn methodologisch ist das etwas zweifelhaft...

    Es steht doch explizit drin, dass kaum jemand in den Genuß der "kostenfreien" medizinischen Versorgung kam, auch wenn es sie formal gegeben haben mag. Und weisst Du eigentlich wie die "kostenfreien Unterkünfte" ausgesehen haben? Einstöckige Baracken aus Lehmziegeln, ca. 25qm ohne Raumaufteilung für mehrköpfige Familen, eng zusammengepfercht. Das war wohl eher ein Arbeitslager...

    Außerdem berufst Du Dich, wie im Artikel erwähnt, rein auf die Überlieferung aus schriftlichen Dokumenten, die - wie hinlänglich bekannt - nicht selten stark beschönigt wurden (insbesondere den Amtsträgern gegenüber). Der gesellschaftliche Druck war entsprechenend hoch und keiner wird dem Herrn Pharao gern unterstellt haben, dass er sein Volk schlecht behandelt um sich nen hübschen Tempel hinzustellen. Die Untersuchung der Mumien (bzw. Skelette, mehr ist ja nicht übrig, weil 'ne anständige Bestattung war wohl nicht drin...) sprechen aber eine ganz andere Sprache als die schriftliche Dokumentation. Sich freiwillig in die Sklaverei zu begeben und unsagbar harte Arbeitsbedingungen in Kauf zu nehmen, war oft noch die bessere Wahl als zusammen mit der Familie zu verhungern. Insofern stimmts, da waren die Verhältnisse in Set Ma'at vermutlich noch ganz nett...

    Demnächst wird übrigens auch Salima Ikram an diesem Projekt arbeiten, eine Ägyptologin von sehr gutem Ruf.

    Wie die amerikanische Ägyptologin Anne Austin berichtet, gab es zwar offiziell eine medizinische Versorgung für die Arbeiter in Deir-el-Medina (oder "Set-Ma'at" wie es früher hieß), aber nicht jedem wurde diese zu Teil. Tatsächlich war das Arbeiterleben nahezu unmenschlich hart. Es gab zwar lt. schriftlicher Aufzeichnungen bezahlten Urlaub, aber Knochenfunde beweisen eindeutig, dass Arbeiter trotz schlechter gesundheitlicher Zustände weiter arbeiteten. Offensichtlich war der Druck, der auf den Arbeitern lastete entsprechend hoch, was man sich angesichts der Schwierigkeiten solche Bauwerke rechtzeitig fertigzustellen gut vorstellen kann.

    Die Arbeiter in Set-Maat waren recht gut gebildet, daher hinterließen sie auch viele schriftliche Aufzeichnungen, die über ihr Leben in der Arbeitersiedlung berichten, ihre menschlichen Überreste wurden jedoch bislang kaum untersucht. Die Knochen zeigen, dass die Verschleißerscheinungen der Arbeiter signifikant höher waren als die der arbeitenden Bevölkerung in anderen Gebieten Ägyptens. Wenigstens wurde für körperlich Behinderte gut gesorgt.

    Es gab zwei Arten von medizinischer Versorgung in Deir-el-Medina ein offiziell staatliches System und ein privates bestehend aus Familie und Freunden. Die Arbeiter mussten sich also selbst helfen, wenn sie vom Staat keine medizinische Versorgung erhielten, was häufig der Fall war. Die Familien standen sogar unter einem hohen gesellschaftlichen Druck die Arbeiter zu pflegen.

    So weichen historische Aufzeichnungen und gelebte Wirklichkeit doch manchmal von einander ab...

    Original Artikel:
    Ancient human remains at Deir el-Medina examined

    Das Leben von Bauern und Hirten in der nordafrikanischen Wüste vor 4000 Jahren wird man schwerlich mit dem Leben der ländlichen Bevölkerung im grünen Mitteleuropa um 1945 vergleichen können. :zwink:

    Und das ist inzwischen recht gut belegt, dass es in Altägypten und Mesopotamien eine recht markante Zweiklassengesellschaft bestehend aus einer winzigen Elite und einer großen, aber besitzlosen Unterschicht gab. Oft war sogar Leibeigenschaft (also sich freiwillig in die Sklaverei zu begeben) die angenehmere Wahl.

    *lol* ja, die Mähr von der Hochkultur... Es gibt Hinweise, dass es neben der schillernden gesitteten altägyptischen Gesellschaft Bevölkerungsschichten gab, die in etwa eine Unterkaste darstellten und aus dem sozialen Netz völlig herausfielen. Die hat man natürlich gern unter den Tisch gekehrt in den historischen Aufzeichnungen. Tatsächlich lebten die meisten Altägypter in Elend und Armut, während die hohen Beamten, Priester und Pharaonen es recht nett hatten.

    Sehr interessant! Das ist auch ein großes Problem in der Ägyptologie. Viele Quellen, die sich beispielsweise auf Sexualisiertes beziehen sind in den Zeiten der Prüderie um die Jahrhundertwende oder den 50ern entweder verfälscht oder ganz verbannt worden (z.B. ityphallische Mumien, die nachträglich "entmannt" wurden, was kultisch gesehen eine mittlere Katastrophe darstellt). Ich nenne das gern "Ärmelschoner-Ägyptologie" :D .