Beiträge von Wetterleuchten

    Was suchst du denn? Primärquellen? Wissenschaftliche Literatur dazu? Oder moderne neuheidnische Interpretationen?
    Für Primärquellen würde ich tatsächlich auch die Eddas empfehlen. Am besten eine kommentierte Ausgabe, da haben wir tatsächlich auch nen thread zu. Persönlich würde ich die Übersetzungen von Arnulf Krause empfehlen, sind auf aktuellem Stand und ohne das martialisch-romantische Gedöns vieler 19. Jhd-Übersetzungen.
    Einen schnellen Einstieg in die wissenschaftliche Literatur bietet Rudolf Simeks Lexikon der germanischen Mythologie. Er listet immerhin (mit Verweisen auf weiterführende Artikel daselbst) Mitgard, Asgard, Utgard, Jötunheim, Hel und Muspellsheim sowie Yggdrasill/Irminsul auf.
    Außerdem meine ich, dass "Neun Welten" eher symbolisch zu verstehen ist, da es sich bei Neun um eine magische Zahl handelt (dreifache Drei, neuntägige Opfer, incl. Odins Selbstopfer, Ägirs Töchter usw.)

    Naja, eine Ergänzung im engen Sinn ist es jetzt nicht, es war mir tatsächlich neu, aber ich bin jetzt auch schon gut zwei, drei Jahre nicht mehr wirklich befasst mit der Materie. Wirklich überraschend ist es aber auch nicht, wenn man weiß, dass die Römer einige an germanischen (und sonstigen barbarischen Stämmen) als foederati und Auxillare hatten. Und die Sueben waren bestimmt auch nicht so ein geschlossener Stammesverband wie es manchmal den Anschein haben mag. Falls die Bestatteten tatsächlich Freiwillige wären.

    Zitat

    Handelte es sich um eine gezielte Anwerbung? Wurden die Germanen gezwungen in das nahezu unbewohnte Oberrheingebiet umzusiedeln? Wir wissen es noch nicht.


    Es sind übrigens zur Zeit nicht alle Fundstücke im Rastatter Archiv, ein paar werden auch ausgestellt. Wird Zeit, mal wieder ins schöne Freiburg zu fahren. Jo, ich musste dem Artikel doch gleich ein bisschen hinterher recherchieren *g*
    http://www.provroem.uni-freiburg.de/forschung/diersheim

    Zitat

    Es bleibt zu hoffen dass der IS sich nicht auch auf heutigem türkischem Staatsgebiet derartiges wagt.


    Dachte ich Anfang November auch noch. Aber Onkel Erdogan braucht doch den IS nicht. In Diyarbakir jedenfalls ist ihm das Weltkulturerbe scheissegal, Feuer frei auf die bewohnte Altstadt http://www.heise.de/tp/news/Tuerki…be-3056252.html
    Leider hab ich über die Feiertage nicht mal annährend soviel gegessen, wie ich kotzen möchte.

    *g* der ist groß :mrgreen: Aber wenn ihr am Westufer wart, könnt's schon sein. Andererseits gibts da einige von diesen bronzezeitlichen Fels"ritzungen" in Schweden.
    Ich habe das "Ritzungen" jetzt absichtlich in Gänsefüßchen gesetzt weil die Bilder zwar so heißen, aber ich dort gelernt habe, dass die mit einem Knacksten, also einem Klopfstein, eher geschlagen denn geritzt wurden.
    was mich gerade daran erinnert, dass ich das zu Hause mit unserem heimischen Sandstein unbedingt mal ausprobieren will.

    Hi TerraM,

    meinst du Tanums Hede? Lässt sich ja auch nur schwer ins Museum schleppen, sowas :zwink:

    Der Inhalt kann nicht angezeigt werden, da du keine Berechtigung hast, diesen Inhalt zu sehen.

    Wobei, gänzlich unmöglich wärs nicht. Aber ich muss dir uneingeschränkt zustimmen: die Felsen im Wald, die man sich erspazieren kann, das ist einfach schön und stimmungsvoll. Und es gibt trotzdem noch ein sehr anschauliches und schönes Museum mit weitläufigem Gelände dazu.

    Jaja, "... Heuneburg, dem sagenhaften Pyrene des Herodot...", immer diese Gewissheiten. Auch wenn einiges dafür spricht, ist das auch nur eine Theorie.

    Wo verläuft eigentlich die Grenze zwischen Menschenopfer und ritueller Deponierung von Leichen(teilen)?
    Es gibt ja durchaus Berichte von Nichtkelten, "Kulturfremden" oder Kriegsgegnern und "passende" archäologische Hinweise. Und für möglich kann man viel halten. Die Frage ist halt, wieviel Interpretationsspielraum gibt es, wenn Funde eine wie auch immer geartete rituelle Deponierung nahelegen und wieviel zusätzliches Detailwissen kann man hinzuziehen, um Umstände und Ursache und/oder Zweck der Deponierung genauer herauszuarbeiten?
    Ich will ja Menschenopfer oder rituelle Deponierung Toter nicht leugnen. Die Bewohner der hallstattzeitlichen "Fürstensitze" waren zweifellos einflussreiche und "international" agierende Menschen auf technisch hohem Niveau (das zeigen die Funde und deren teilweise Herkunft, sowohl aus dem Mittelmeer- wie auch dem Ostseeraum). Aber was weiß man über ihre Wertvorstellungen und ihre Vorstellungen von Leben und Tod?

    *ot* am Dienstag hat's immer noch geregnet? Das muss ja inzwischen voll die schwäbische Seeenplatte sein da unten */ot*

    Danke Artjulain,

    ich bekomme das alles immer nur so sporadisch mit. Wenn ich jetzt aber Hochdorf mit dazunehme, ergibt sich ja schon das Bild eines relativ großen hallstattzeitlichen Kulturraums nördlich der Alpen. Gibts da irgendwo eine griffige Zusammenfassung der oder Übersicht über die bisherigen Erkenntnisse?

    Diese Presseerklärung würde mich jetzt schon interessieren.

    Zumindest wenn man das Ganze in Zusammenhang mit der Heuneburg-Siedlung betrachtet, wird's etwas stimmiger. http://www.swp.de/ulm/nachrichte…art4319,3202341

    Auf der Heuneburg selbst wird ja auch nach wie vor gegraben und geforscht. Rein zufällig waren wir da letztes WE (u.a.). Und ich hatte so den Eindruck, dass je mehr man findet, desto mehr Fragen tun sich auf, auf jeden Fall entsteht ein ziemlich komplexes Bild einer früheisenzeitlichen Hochkultur.

    Interessant, aber auch "nur" eine Theorie von vielen, wie fast alles über die Hallstattkultur. Aber Theorien braucht man ja auch beim forschen :zwink:
    Ich halte ein Kalendarium oder eine astronomische Einrichtung im Zusammenhang mit einem Bestattungsplatz für überhaupt nicht abwegig, Schließlich sind Bestattungen in eine bestimmte (wenn auch je nach Kultur und Epoche wechselnde) Himmelsrichtung in der Frühzeit ziemlich verbreitet.

    Ich denke, dass es nicht so sehr um ein Aufrechnen geht, was Christen, Heiden, Moslems antike Juden, wer auch immer, jeweils auf dem Kerbholz haben.
    Es geht eher um die fatale Mischung aus Totalitarismus und Terror. Genau das ist es nämlich: Herrschaft durch Terrorismus im Wortsinn, Etablierung einer Schreckensherrschaft durch Vernichtung von Menschen, die nicht ins eigene Schema passen, deren Kultur(güter) und materielle Lebensgrundlagen (IS wie Kreuzritter). Dafür braucht's nicht mal eine Religion, die man vorschieben kann. "Die große proletarische Kulturrevolution" unter Mao, oder hier http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…%C3%BCcher_1933 oder die stalinistische Sowjetunion usw. sind "weltliche" Beispiele für diese Art Terror.
    Die teuflische Mischung zu behaupten, das Wissen um das "Heil der Menschheit", wahlweise auch "des eigenen Volkes" für sich gepachtet zu haben und dafür über Leichen gehen, menschliche wie kulturelle, das unterscheidet diese Art von Terror von "einfachen Plünderungen".

    Damit sind die Wikinger, die plündenden Kelten in Delphi und andere historische "Heiden" übrigens raus. :P weil es denen nie um "Wahre Religion" oder "gerechte Politik" ging sondern ums raffen und kaputtmachen. Was anderes ist vielleicht die totale, auch rituelle Vernichtung Karthagos durch die Römer. Damals war das auch schon Terror, aber kein Kriegsverbrechen nach der Genfer Konvention. Zur Zeit der Kreuzritter oder der mosaischen Juden gab's die Genfer Konvention auch noch nicht. Aber heute gibt es sie und das kommt für den IS-Terror noch erschwerend hinzu. Damit will ich Wikinger- oder Germanenplünderzüge keinesfalls schönreden, aber es ist eine ganz andere Liga.

    Gewalt im Namen der "einzig wahren" Religion, des "einzig wahren Gottes" ist den abrahamitischen Religionen quasi "systemimmanent", das sie ja auf in Besitz sein der "einzigen Wahrheit" bestehen. Konsquenterweise ist alles andere "falsch". Ob man daraus auch einen Freibrief zur Vernichtung ableitet, ist eine Frage der gültigen Moral. Die einzige Chance mit verschiedenen Religionen friedlich zu leben, ist, Diversität als Wert an sich zu begreifen, das andersein der Anderen zu akzeptieren und als hohes Gut einer freien Gesellschaft zu schützen.
    Und da können wir uns am antiken Heidentum und dem damals üblichen nebeneinander Existieren teilweise völlig verschiedener Kulte und Weltvorstellungen durchaus ein Beispiel nehmen.

    Oha, da tobt ja ein richtiger Kleinkrieg unter Wissenschaftlern. Natürlich sind die von Scienceblog kluge intelligente Leute, die nicht bei Dämmerung "Lügenpresse" skandierend durch die Gegend marschieren. Man polemisiert lieber auf hohem rhetorischen und methodischen Niveau. Und schreibt lieber von "gleichgeschalteter Presse". Selbige lässt sich freilich auch nicht lumpen.
    Da möcht ich mich der Zeit doch glatt anschließen: "Hoher Unterhaltungswert"!

    Und weiter? Nix weiter. Auf das akademische Augen aushacken eventuell Berufsbeleidigter (reine Vermutung meinerseits, es scheint mir aber ein neuer, allgemeiner Trend hierzulande zu sein, dass man total beleidigt rumpolemisiert), möchte ich mich hier nicht einlassen.

    Hi StarFire,

    nur ganz kurz, der Rest wenn ich Zeit hab

    Genderforschung und extremer Geschlechtsdualismus hängen ganz eng mit dem radikalen Feminismus der 70er und 80er Jahre zusammen.

    Nein. Extremer Geschlechterdualismus hat sehr viel vielfältigere Wurzeln und ist sehr viel älter und in unserer Kultur schon ein bisschen länger verankert als der radikale Feminismus der 70er und 80er. Der ist in Teilen ja auch nur eine Reaktion auf damals zementiert erscheinende dualistische Geschlechterstereotypen. Schau dir doch mal 7.-Sinn-Sendungen aus den 60ern an, in denen Männer erklären, warum sie ihre Frauen nicht ans Steuer ihres Wagens lassen und Frauen erklären, warum sie gar nicht ans Steuer wollten. Oder dass Frauen die schriftliche Erlaubnis ihrer Ehemänner brauchten um erwerbstätig zu sein. Oder geh weiter zurück bis Waltons Mountain oder zu den Frauen, die hart um Wahlrecht, Unizulassung, Militärzugehörigkeit (in den "richtigen", den "männlichen" Waffengattungen) usw. kämpfen mussten. Na, wo steckt da der Jäger und wo das Weibchen am Feuer? Sehr schön kann man dieses Stereotyp auch an den Familien Feuerstein und Geröllheimer beobachten.
    Der radikale Feminismus hat darauf lediglich reagiert. Manche haben aus der Not eine Tugend gemacht und die Fähigkeiten, die mutmaßlich brav am heimischen Feuer sitzende Frauen dadurch erworben haben sollen zu angeblich höher entwickelter emotionaler und sozialer Intelligenz oder sprachlichen Fähigkeiten erhoben. Was natürlich nicht wirklich zu was anständigem führen kann, wenn schon die Prämisse, von der ausgegangen wird, lediglich ein aus (ursprünglich bürgerlich dominierter) Projektion entstandenes Konstrukt ist.


    Die Konstrukte der Matriarchatstheorien für die graue Vorzeit übrigens auch.

    Die auch auf der oben genannten Projektion aufbauen.

    Zitat

    Lustigerweise werden die im heidnischen Bereich oft blind übernommen.


    Da ist leider was dran. Deswegen -u.a. - finde ich es auch toll und richtig und wichtig, dass es diese Ausstellung gibt. Da gibt es eine Menge Anregungen, als Wahrheiten übernommene Ideen und Mythen auf den Prüfstand zu stellen.

    :mrgreen:
    Gut, dass du "Matri-" und "Patriarchat" erwähnst, Drache. Ich glaube, die waren gar nicht thematisiert,und wenn dann eher am Rande. Tatsächlich ging es um Geschlechtsdualusmus und Genderforschung.
    Allerdings meine ich, diese Matri-Patri-Konstrukte hängen direkt mit diesem, unserer Kultur überdeutlich innewohnenden, Geschlechterdualismus zusammen. Es war auch Thema, dass dieser Dualismus gerne rückprojeziert wird auf prähistorische Zustände.
    Im Begleitband wird das übrigens ausführlich thematisiert und zerpflückt, dieses ganze Zeug, dass es evolutionsbiologisch begründet sei mit diesen ganzen nicht rückwärts einparkenkönnenden und Schuhe kaufenden Frauen und ihren männlichen Gegenstücken. Und auch das Märchen vom berufstätigen, sich räumlich orientierenden Jäger und seiner sozialemotionalkooperatven Sammlerinnengattin, der ganze Schmuh halt.
    Gewiss lässt sich Geschlechterdualismus für unsere Kultur bis in die Antike hinein belegen, aber er ist eben ein kulturelles, kein "zeitlos-naturgegebenes" Produkt.

    Da waren für mich ein paar ziemliche Augenöffner dabei, weil sich diese ganzen Projektionen aufgrund der sehr lückenhaften Fundlage kaum belegen lassen. Für die Genderforschung, also die Frage, - was hat esfür Bedeutung (en) und Konsequenzen, einem bestimmten biologischen Geschlecht anzugehören? Oder gibt/gab es Kulturen, in denen biologische Geschlechtszugehörigkeit eher nachrangig war/ist? - da verspricht man sich durch die Archäologie doch einige Daten und Impulse.
    Letztlich ging's ja im Kern um die Frage: welchen Beitrag kann (prähistorische) Archäologie zur Genderforschung leisten?

    Noch ein Nachtrag zur Mystifizierung des sog. "einfachen Lebens damals". Können wir überhaupt beurteilen, ob unsere moderne Welt wirklich -subjektiv- komplizierter ist? Die Hinterlassenschaften nicht schriftlicher Kulturen sind ja jetzt alles andere als selbsterklärend in Bezug auf weltbildliche Vorstellungen damaliger Menschen und welche Komplexitäten damit verbunden waren.

    So, ich war dort und berichte.
    Kurzfassung: hingehen! Schon allein das archäologische Museum Colombischlössle und Freiburg sind einen Besuch wert. Für 5 € (Erwachsene ohne Ermäßigung) kann man sich die Sonderausstellung ansehen plus die Dauerausstellungen Alamannische Schatzkammer (unbedingt empfehlenswert) und die handwerklichen Errungenschaften der Römer. Letzteres ist z.B. für diejenigen interessant, die schon immer mal das Gewicht eines römischen Kettenhemdes am eigenen Leib spüren wollten oder eine römische Schnellwaage einem direkten Vergleich mit einer modernen Küchenwaage, oder eine römische Amartur aus Bronzeguss mit einer modernen Mischbatterie, unterziehen wollten, anfassen erlaubt.
    Für 7 € gibt's eine Tageskarte, die zum Besuch aller städischen Museen berechtigt. Kultur satt :D
    http://www.freiburg.de/pb/,Lde/237910.html

    Jetzt die Langfassung.
    "Feste Rollen seit Urzeiten", überhaupt Geschlechterrollen, sind ein gesellschaftlicher und politischer Dauerbrenner. Auch die Ausstellung hat eine politische Dimension, das machen Regierungspräsidentin Schäfer, Landesfamilienministerin Altpeter und Oberbürgermeister Salomon in ihren Grußworten zum Ausstellungskatalog deutlich. Und wie hoch die Wogen in Sachen angeblich biologisch determinierter Rollen gehen können, konnte man aktuell hier im Forum am Thema Ehe kürzlich ja auch sehen.
    Aber ist das wirklich immer und schon seit der sprichwörtlichen Steinzeit so?

    "Fallen die Begriffe 'Mann - Frau - Steinzeit', tauchen vor dem inneren Auge in der Regel zwei Szenen auf, die wir in Varianten schon unzählige Male in Museen, populärwissenschaftlichen Büchern, Schulbüchern, Filmen oder in den Medien gesehen haben: Männer unter Einsatz ihres Lebens auf gefährlicher Großwildjagd und Frauen, die mit ihren Kindern an der Feuerstelle sitzen und kochen, Felle Schaben oder nähen.
    [...] hier werden mit größter Selbstverständlichkeit statische, geradezu zeitlose soziale Verhältnisse postuliert. Dabei wird suggeriert, dass es sich um 'gesichertes Wissen' handelt, das allgemein vorausgesetzt werden kann [...] Um eine geradezu sensationell erfolgreiche Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse kann es sich bei diesem verblüffenden Phänomen jedenfalls nicht handeln: WIssenschaftliche Studien, die dieses vermeintliche Wissen für 2,5 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte plausibel belegen würden, gibt es nämlich nicht."
    Prof. Dr. Brigitte Röder: Mit der Steinzeit die Geschlechterwelt erklären? Im Begleitbuch zur Ausstellung

    Ja was erklärt die Ausstellung dann überhaupt?
    SIe erklärt z.B., dass ausgegrabene Gebrauchsgegenstände kein Geschlecht haben. SIe können zugewießen werden, wenn sie mit Menschen zusammen bestattet werden und deren Geschlecht mit anthropologischen Methoden noch feststellbar ist. Und selbst wenn der Gegenstand selbst ein "Geschlecht hat" weil er ein solches darstellt, ist das nicht immer eindeutig. So begegnen dem Besucher steinzeitliche Figürchen von Männern und von Frauen und solche, die sowohl ein männliches Geschlechtsteil darstellen (könnten) als auch einen weiblichen Torso, oder je nach Blickwinkel ein Phallus oder eine schwangere Frau.
    In Bestattungen begegnen uns webende Männer, werkzeugmachende Frauen, Männer, Frauen, Kinder die zeitlebens schwer gearbeitet hatten bspw. in einem hallstadtzeitlichen Salzbergwerk.
    Warum, wieso? Weil Arbeiten oft nach persönlicher Fähigkeit statt nach Geschlecht ausgeführt wurden, aus praktischen Gründen, weil Arbeit eben zu tun ist und wer gerade verfügbar ist, muss ran? Dererlei Fragen lassen sich im EInzelfall schwer beantworten. Aber sie regen zum weiterdenken, weiterforschen an.
    Der Bogen wird von der Steinzeit bis heute gespannt und anhand von Funden wird diesen Fragen nachgegeangen. Thematisiert wird auch die Macht der Bilder, sowohl der, die wir im Kopf haben und automatisch auf frühere Verhältnisse projezieren, als auch z.B. fiktiver Lebensbilder, die nach Funden erstellt werden und von uns Betrachtern geradezu automatisch mit Darstellung "historischer Wahrheit" verwechselt werden. Das hat die Künstlerin Monika Federich anhand einer hallstattzeitlichen Doppelbestattung bei der die Knochen so gut wie vergangen waren, wo aber aufgrund der Beigaben "Fürsten(ehe)paar angenommen wurde, zur Erstellung alternativer Lebensbilder inspiriert, die in der Ausstellung zusammen mit Teilen des Funds präsentiert werden.
    Überhaupt gibt es jede Menge von verschiedenen Museen zur Verfügung gestellte Originale zu sehen.

    Der Begleitband zur Ausstellung - "Ich Mann, Du Frau - Feste Rollen seit Urzeiten?" ISBN-10: 3793051145 -
    vertieft die Themen der Ausstellung und beleuchtet die einzelnen Aspekte ausführlich. Er ist für 19,80 € auch im Buchhandel erhältlich und ebenso empfehlenswert.

    Ich wär beidesmal gegangen (ja, ich denk auch, dass es die gleiche Ausstellung ist) Im ersten Fall hätte ich dem Glauben vertraut, dass das BM eine seriöse Einrichtung ist :mrgreen:
    Wobei die "deutsche Seite" eben die offizielle des Museums ist und die "britische" ein PR-Artikel in einem Massenmedium. Gerechterweise müsste man noch die offiziele Webseite des Britisch Museum zur Austellung und einen deutschsprachigen PR-Artikel von Stern, Welt o.ä. zum Vergleich heranziehen, dann wären die Unterschiede vielleicht gar nicht mehr so groß. Die Präsentation eines Museums wird immer anders sein als ein Presseartikel. Letzterer kann natürlich mehr auf die tatsächlichen oder vermuteten Bedürfnisse seines Publikums eingehen, während ein Museum in der Regel ziemlich neutral und themenbezogen daherkommt.
    Ich finds ja auch gut, Geschichte nicht staubtrocken zu präsentieren und die todernsten Museumstouren meiner Kindheit hätten mir die Materie auch beinahe für alle Zeiten versaut. Trotzdem langweilt mich zuviel "Histotainment" ziemlich. Auch "Ernst" kann ansprechend präsentiert werden.
    Jo, Menschen sind wohl schwer verschieden und stört mich auch nicht weiter (meist).

    Und was die Darstellung der Wikinger im Mirror bestrifft, hm, ich bin ja immer etwas zwiegespalten angesichts der Methode, immer gleiche alte Vorurteile gebetsmühlenartig zu wiederholen, nur um sie dann gebetsmühlenartig widerlegen zu können. Das ist auf Dauer etwas ermüdend.
    Andererseits finde ich der "britischen Populärzugang" zu Geschichte wirklich erfrischend, ich bin ein großer Fan von Horrible Histories.

    Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass der verlinkte Mirrorartikel einfach nur die "alten Vorurteile" durch ein paar besonders grelle Schlaglichter ersetzt. Die befeilten und mit Farbe eingelegten Zähne sind meines Wissens ein Einzelfund einer kleinen Gruppe bestatteter junger Männer.
    Und Jack Sparrow, meines Wissens wurde in Birka oder Haithabu oder sonstwo kein einziges Baumwollhemd ausgegraben und auch keine ärmellose Weste. :zwink: Eher langärmelige Wolltuniken, manchmal in für unseren Geschmack echt schrägen Farbkombinationen.
    Teilweise war es die schiere Not, die die Jungmannen auf Raubzug trieb, ohne Vermögen hatten sie null Chance auf Heirat und Familiengründung.
    Naja usw. halt Aber genau so unterhaltsam zu lesen wie "The Vikings" gucken, man muss es halt mögen :zwink:

    *gna* Man sollte doch immer erst gucken, was für Erscheinungsdatum drauf steht, wenn solche Artikel auf FB geteilt werden...


    Geradezu klassisch *g*
    Ich hab mich mal anno dunne tierisch über was aufgeregt, das damals schon seit Jahren erledigt war. Aber irgendwer in irgendeinem Forum war da wohl beim surfen drüber gestolpert, hatte das auch nicht gemerkt, gepostet und ne Riesenwelle verursacht. Irgendwann nach x echauffierten Beiträgen fiel dem ersten dann mal auf, dass der Käs schon lange gegessen war. :mrgreen:
    Seither achte ich bei allem, was ich lese nicht nur darauf, wer die Quelle ist sondern auch wie alt.

    Auch heutzutage schleppen sich Menschen trotz Erkrankung zur Arbeit, weil sie die Kollegen nicht hängenlassen wollen oder um ihren Job fürchten oder die Erkrankung nicht ernst nehmen und allen möglichen anderen Gründen. Das Zulagensystem erinnert mich ein wenig an das, was große Firmen heutzutage ihren Facharbeitern und Ingenieuren anbieten, wenn die weit weg von zu Hause unter womöglich ungewöhnlich harten Bedingungen beschäftigt werden. Trotzdem muss man für so einen Job natürlich gemacht sein, körperlich wie mental.
    Ob die Leute im alten Ägypten die Wahl hatten Berufe und Jobs, für die sie weniger geeignet waren, nicht zu machen, kann ich nicht beurteilen. Zumindest heutzutage haben viele Menschen in vielen Weltgegenden diese Wahl nicht.

    Was mich jetzt natürlich interessieren würde, wie denn die Bedingungen für die Zulieferer von Wasser oder Lebensmitteln aussahen :zwink:

    Auf jeden Fall steckt hinter so einem Großprojekt eine ganz enorme Wirtschaftsleistung.

    Danke für den Hinweis, Alvara.

    "Archäologische Geschlechtsbestimmung" bzw. die Irrtümer und Fehlschlüsse die sich durch kulturelle Schablonen und Prägungen teilweise ergeben, sind ja schon länger Thema in der Forschung. Vor einigen Jahren widmete sich eine Ausstellund des historischen Museum in Speyer dem ebenfalls sehr klischeebeladenen Themas, allerdings ging es da um Frauen als Gründerinnen, Kulturheroinen, Kriegerinnen (Amazonen). Auch dort wurde eine archäologische Fehleinordnung aufgrund von Beigaben präsentiert.
    Spätestens wenn man sich mit Mythen von einflussreichen Seherinnen und Schicksal webenden Frauen oder kulturheroischen Göttinnen beschäftigt, oder dem haltlosen Geeier, das sich mit schöner Regelmäßigkeit bei esoterischen männlich-weiblich-Diskussionen ergibt, müsste einem klar werden, dass mit der Geschlechterindentifikation aus den Anfangszeiten der modernen Archäologie (18./19. Jhd) was nicht stimmen kann.

    Eine Ausstellung zum Thema welche Thesen belegbar und welche lediglich (durch die eigene Brille gefärbte) Deutung sind, war also schon geradezu überfällig.

    Freiburg ist von mir aus nur ein Tagesausflug. Mal schauen, wann ich mir das einplane. Anschauen werd ich's mir auf jeden Fall.

    Zumindest ältere Fundpublikationen von B. Schrettle gibt es beim Verlag https://www.verlag-berger.at/verlagsvorscha…/1993-1255.html oder eben (fern) leihtechnisch in der local Bib.
    Noreia als vorrömische Göttin scheint umstritten zu sein. Am Beispiel des von mir weiter oben schon verlinkten Heiligtums Hohenstein z.B. nimmt P. Scherrer eine eher ablehnende Haltung ein http://www2.rgzm.de/transformation…oricum_Kult.htm während K. Strobel wohl Argumente für eine "keltische" Noreia hat(te)? (RGA XXI 2002)
    Allerdings habe ich Strobels Aufsatz selbst nicht gelesen, nur Bezugnahmen darauf. Und ich komme auch in absehbarer Zeit nicht dazu. Wenn also wer die fragliche Schrift kennt und kurz zusammenfassen mag, würds mich freuen

    Noch mal zur Göttin Noreia
    Der schnelle Rückschluss von Stillender Isis zu einer uuuuuuuralten Muttergöttin Noreia ist natürlich ein vermutlich haltloses Konstrukt. Und hinsichtlich der Einschätzung der Archäologen finde ich Ragnors Bedenken bzügl. evtl. verkürzter Darstellung durch die Presse bedenkenswert. Wobei der Text auf der entsprechenden Museum-HP ähnlich verkürzt und gewagt ist. Aber auch das könnte einfach "vereinfachende PR fürs Volk" sein. Ich kenne das Museum nicht.
    Gleichwohl wird der Komplex Noricum, Stamm der Noriker, Noreia sowohl als Siedlungsgebiet als auch Göttin ziemlich intensiv erforscht. Eine Göttin als "Mutter des Landes" oder eines Stammes ist ja jetzt keine abwegige Idee und in anderen keltischen Räumen durchaus belegt.

    Der Zwickel sorgt halt für die Beweglichkeit beim körpernahen Schnitt. Aber das brauchst du ja nicht unbedingt. Püppi muss ja nicht arbeiten, rennen, sitzen, kämpfen usw. oder? Und außerdem sind das Germanenhosen. Kelten weiß ich nicht wie gesagt. Die Kelten in meinem Link tragen ja meist etwas weitere Beinkleider. Ganz unten, im Bildverzeichnis steht, nach welchen Funden das rekonstruiert wurde. Wenn du die googelst, findet sich früher oder später bestimmt auch ein Schnitt dazu.