Beiträge von Harser

    Und aus einer „möglichen Kultanlage“, die auch einfach ein repräsentatives Gebäude sein kann, wird in der Überschrift eine Kultstätte.

    Diese Mauer ist so ungewöhnlich, da braucht es gar keine solche Interpretationen. Die bringt nämlich die Trennlinie von Hallstattkelten und La-Tene-Kelten ins wanken, wo nur letzteren zugebilligt wird, dass sie viele kulturelle Einflüsse aufgegriffen haben.

    Wo verläuft eigentlich die Grenze zwischen Menschenopfer und ritueller Deponierung von Leichen(teilen)?


    Menschenopfer hat IMO vier Kritieren, erstens die unnatürliche absichtliche Tötung, und zweitens der Grund der Tötung, der nicht in der Person selber begründet liegt sondern in der Gemeinschaft (was es von einer Hinrichtung abgrenzt). Weiche Kriterien sind die religiöse Motivation und die besondere Behandlung der Leichen. Archäologisch lassen sich nur das erste und das vierte wirklich nachweisen. Texte wie der von Julius Cäsar und andere lassen prinzipiell auch die Interpretation "Hinrichtung" zu.

    Das Wort "Hinrichtung" hat aber eine ganz andere Assoziationskette, man denkt an französische Revolution, die USA, Indonesien, Iran.


    PS: Psssssssssst!!! Du kannst doch nicht so einfach sagen, dass es bei den Kelten Menschenopfer gab!


    Andersherum. Ich darf nicht einfach so sagen, dass nicht jede Sammlung menschlicher Skelette in der Nähe von großen Gebäuden die Überreste von Menschenopfern sein müssen.
    Ich will darauf hinaus, dass die Interpretation Menschenopfer, die bei manchen Fundstätten in Zusammenhang mit manchen Berichten der Römer/Griechen eine wahrscheinliche Hypothese ist, nun jedem Neufund aufgepfropft wird, schlicht und ergreifend durch die Benennung. Es geht um Wortmagie! Wenn das Ding Opferschacht genannt wird, ist das Menschenopfer im Kopf der meisten Beteiligten, und eine Alternativinterpretation ist nur noch schwer denkbar. Ich kritisiere die Verhinderung einer unvoreingenommenen Analyse durch die suggerierte vorauseilende Interpretation. Darum habe ich ein Problem mit dem Begriff Opferschacht (im Gegensatz zu z.B. Skelettschacht), der sich leider vor langer Zeit durchgesetzt hat, durch Gewohnheit und nicht durch Korrektheit.

    Zitat

    Die waren doch alle soooooo naturverbunden und so lieb zu einander.


    Äh ... Kelten waren doch grausame Krieger, die die Köpfe ihrer Feinde zur Abschreckung am Eingang aufgeschichtet haben. [Blockierte Grafik: https://vogonhq.com/images/smilies/x/skullheap.gif]

    Spannend!

    Wie immer werden im Artikel die Klischees abgerufen: "rätselhafter" Kultplatz ... liegt ja wohl keine genaue Bedienungsanleitung dabei. Es gibt aber keine archäologische Grabung, die nicht irgend ein Rätsel offen lässt. "Opferschacht" ... klar, da wurden Menschen geopfert und nicht vielleicht Tote begraben - waren ja schließlich Kelten.