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Wenn die Dunkelheit nicht ganz so heilig ist (Lesezeit ca. 10 Min.)

  •  Siat
  • 7. November 2021 um 18:12
  • 461 Mal gelesen
  • 7 Antworten
  • 10 Minuten

„Dunkle“ Göttinnen gibt es wahrlich so einige.
 Hel und Perchta, die Cailleach und die Morrighan, Hecate, Sekhmet, Kali, Inanna und Ereshkigal sind nur einige Ihrer Namen und Gestalten, die den meisten von uns bekannt sein werden. 

Mächtige Göttinnen, die mit „dunkel“ erscheinenden und häufig „negativ“ bewerteten Dingen in Zusammenhang stehen wie dem Alter, Krankheit, Sterben, dem Tod und der Unterwelt, aber auch mit Vernichtung, Zerstörung und Krieg.

Diese Göttinnen scheinen eine besondere Faszination und Anziehung auf viele Menschen auszuüben.
​Irgendwo verständlich. 
Scheinen doch auf der einen Seite die wohl missverstandensten und dämonisiertesten Göttinnen jene zu sein, die eben mit diesen „Domänen“ in Verbindung stehen.

Auf der anderen Seite ist es wohl grade diese besondere Kraft, Macht und Stärke, Unabhängigkeit und Freiheit, die Sie auszustrahlen scheinen und die mit Ihnen assoziiert wird, die auf viele diese gewisse Faszination ausübt, und die Menschen dazu veranlasst, sich aus den verschiedensten Gründen mit Ihnen auseinanderzusetzen und sich an Sie zu wenden.

Da ist sie wieder, die dunkle Jahreszeit.

Es ist DIE Jahreshälfte, die mit wohl mehr mit „dunklen“ Göttinnen assoziiert wird.

Es liegt ja auch auf der Hand. – Zumindest in unseren Breiten. Nimmt doch die Zeit, in der die Helligkeit unser Leben bestimmt, bis zur Wintersonnenwende kontinuierlich immer weiter ab, sodass Dunkelheit und Kälte einen Großteil unseres Lebens bestimmt.

„Dunkle“ Göttinnen gibt es wahrlich so einige.
 Hel und Perchta, die Cailleach und die Morrighan, Hecate, Sekhmet, Kali, Inanna und Ereshkigal sind nur einige Ihrer Namen und Gestalten, die den meisten von uns bekannt sein werden.

Mächtige Göttinnen, die mit „dunkel“ erscheinenden und häufig „negativ“ bewerteten Dingen in Zusammenhang stehen wie dem Alter, Krankheit, Sterben, dem Tod und der Unterwelt, aber auch mit Vernichtung, Zerstörung und Krieg.

Diese Göttinnen scheinen eine besondere Faszination und Anziehung auf viele Menschen auszuüben.
Irgendwo verständlich. 
Scheinen doch auf der einen Seite die wohl missverstandensten und dämonisiertesten Göttinnen jene zu sein, die eben mit diesen „Domänen“ in Verbindung stehen.

Auf der anderen Seite ist es wohl grade diese besondere Kraft, Macht und Stärke, Unabhängigkeit und Freiheit, die Sie auszustrahlen scheinen und die mit Ihnen assoziiert wird, die auf viele diese gewisse Faszination ausübt, und die Menschen dazu veranlasst, sich aus den verschiedensten Gründen mit Ihnen auseinanderzusetzen und sich an Sie zu wenden.

Dabei beobachte ich allerdings schon seit vielen Jahren auch die Tendenz mancher Menschen, diese Göttinnen „weichzuspülen“ und in einer Art „Verklärung“ zu betrachten, die, so klischeehaft es auch klingen mag, durchaus gefährlich werden kann.
Mein Empfinden dabei ist, dass dieses Bedürfnis des „Weischspülens“ und, ja, auch des „Reinwaschens“ noch immer mit Traumen der Verteufelung und Dämonisierung, aber auch der Verfolgung (auch im übertragenen Sinne) zu tun hat.


Unsere schwarz-weiße Welt

Bei meiner Überlegung spielt vor allen Dingen die Beobachtung (natürlich auch durch eigene Erfahrung gespeist) eine Rolle, dass wir Menschen es gewohnt sind, die Welt durch eine Art schwarz-weiß Filter zu betrachten, der uns anerzogen wurde und bei vielen von uns (noch?) auf einem vorwiegend christlich geprägten Weltbild mit entsprechenden Moral- und Wertevorstellungen beruht.

Wir teilen in der Regel erst einmal alles um uns herum nach einem bestimmten Muster in „positiv“ und „negativ“, „weiß/hell“ und „schwarz/dunkel“, „gut“ oder „böse“ ein.

Dabei wird dann natürlich auch gleich die Assoziationskette so weiter gesponnen, dass automatisch alles, was „positiv“ ist, gleichzusetzen ist mit „weiß“ und „gut“, und alles was „negativ“ ist entsprechend mit „schwarz“ und „böse“.
Weiter geht es dann natürlich mit den Gedankengängen, dass alles, was „gut“ und „positiv“ ist für uns Menschen „zuträglich“ ist, und alles, was „schlecht“ bzw. „böse“ ist, von uns tunlichst zu (ver)meiden ist, weil wir uns (unserem Seelenheil, unserem Stand in der Gesellschaft u.s.w.) schaden würden.

Im ersten Moment scheinen diese Gedankengänge mit dem „Weichspülen“ oder „Reinwaschen“ von „dunklen“ Göttinnen nicht viel zu tun habe, oder?

Doch betrachten wir einmal die „Domänen“ dieser Göttinnen.

Fangen wir bei bei Krankheit, Alter und Tod an. Wie steht unsere Gesellschaft zu diesen Themen? Wie gehen wir in unserer Gesellschaft mit Kranken, Alten und ja, auch mit unseren Toten um?

Krankheit, vor allem langanhaltende oder dauerhafte, geht mit einem Leistungsverlust für die Gesellschaft einher. Vielfach ist es auch in unseren Breiten mit einem Verlust von gesellschaftlichen Ansehen verbunden.

Hilfsbedürftig zu werden, auch wenn es unverschuldet ist, ist heute noch mit einer Stigmatisierung verbunden, weil in unserer Gesellschaft nur jene „wertvoll“ erscheinen, die leistungsfähig sind. Die der Gemeinschaft/Gesellschaft etwas zurück geben können (z.B. in Form von Steuerzahlungen).

Das Alter und auch der Tod werden in unserer Gesellschaft als eine Art „Krankheit“ betrachtet, die es zu kurieren gilt. Ewige Jugend und ewiges Leben... DAS gilt als „gut“ und erstrebenswert. Wer will denn schon alt werden und sterben?

Noch offenkundiger wird es wohl, wenn wir uns die Themen „Zerstörung“, „Vernichtung“ und „Krieg“ ansehen.

Es wird wohl kaum jemanden geben, der im ersten Moment sagen würde: „Selbstverständlich sind Vernichtung und Zerstörung gut! Natürlich hat Krieg auch etwas positiv!“

Blicken wir doch nach La Palma, und versetzen uns einmal in die Lage der Menschen, die alles durch den immer noch anhaltenden Vulkanausbruch des Cumbre Vieja verloren haben. Oder versetzen wir uns in die Lage der Menschen z.B. in Afghanistan oder Syrien...

Wie kann man da dann also Göttinnen (oder Götter) ehren, die mit all dem Leid und all der Not in Zusammenhang stehen? Die Seuchen-, Kriegs- oder Todesbringerinnen sind?

Wie kann man, mit ruhigen Gewissen, Andersgläubigen, die einen wegen der Verehrung solcher grausamen und fürchterlichen Göttinnen mit Unverständnis bis hin zur Ablehnung und Verurteilung begegnen, versichern, dass dieses Göttin „in Wirklichkeit“ gar nicht so böse sind?

Genau das ist dann der Punkt, an dem bei manchen Menschen das „Weichspülen“ oder „Reinwaschen“ anfängt.

Entweder wird die „dunkle Seite“ negiert. Die Göttin ist nur allumfängliche Liebe und ewiges Licht. Von Ihr kann nichts „böses“ kommen.

Oder man greift auf den Erklärungsansatz zurück, dass man diese Begriffe bloß nicht wörtlich nehmen dürfe, sondern eher als Metaphern für bestimmte (innere) Prozesse in der (spirituellen) Entwicklung sehen müsse. 
Da wird Krieg z.B. als etwas interpretiert, das in einem selbst stattfinden kann. 
Vernichtung und Zerstörung wird mit alten (Verhaltens- oder Denk-) Mustern in Verbindung gebracht. Und der Tod mit dem Sterben des „alten Selbst“, um als „neuer Mensch wiedergeboren“ werden zu können.

Egal welchen der beiden Ansätze man dabei verfolgt, um bei seinem oder seiner Gegenüber eine Art „Verständnis“ oder „Akzeptanz“ für die „dunkle“ Göttin zu erreichen, sie täuschen, meiner Meinung und Erfahrung nach, darüber hinweg, dass die Göttinnen nicht ganz so „leicht“ gestrickt sind, wie wir es wohl manchmal ganz gerne hätten.


Die dunkle (Seite der) Göttin

Auf meinem Weg haben mich, wie so manch andere Menschen, schon so einige dunkle Göttinnen begleitet.

Unter Ihnen die gallische Cathubodva, verkürzt gesagt eine Verwandte der Morrighan, und die indische Kali.

Diese Begegnung haben mich, davon abgesehen, dass sie mich selbst und einen Großteil meines Lebens ganz schön umgekrempelt haben, besonders Eines gelehrt: Die Dunkelheit, die mit diesen Göttinnen assoziiert wird, ist mehr als eine bloße Metapher, und in dieser Dunkelheit ruht auch etwas, das nicht bloß aus reiner Liebe besteht.

Wenn man sich den dunklen Göttinnen wirklich ganz und gar öffnen will, und dies nicht nur in dem Sinne, dass man Sie in Ritualen anruft, um Hilfe und Unterstützung zu erbitten und Zauber zu wirken, dann ist es meiner Meinung nach wichtig, sich bewusst zu machen, dass diese Göttinnen tatsächlich auch das mit sich bringen, was für die Bewältigung Ihrer Aufgaben nötig ist. – Und dass man vielleicht mit noch viel mehr konfrontiert wird.

Was mich besonders tief geprägt (und anfänglich auch zutiefst schockiert und ja, auch geängstigt) hat, waren Dinge wie zutiefst empfundener Hass, Rachegelüste und brennender Zorn. 
Und dabei keine Spur von „Licht und Liebe“.

Ja, sicher kann man Kali auch als liebende Mutter erleben und erfahren.

Doch Sie hat auch eine ganz andere Seite. Und diese liebt es, in Blut zu waten, aus den Schädeln ihrer Feinde Blut zu trinken, im Blutrausch Ihre Feinde zu vernichten und alles nieder zu mähen, was sich Ihr in den Weg stellt.

Sie trägt einen so... uralten, flammenden und vernichtenden Zorn in sich, mit dem Sie Welten vernichten kann.

Der einen selbst verzehren kann, wenn man sich zu sehr von ihm erfüllen lässt.

Die Zerstörung, die Kali bringt, kann von so einer so grundlegenden Natur sein, dass auch nicht das winzigste Atom von Altem zurückbleibt.

Sie ist die Schwärze und dunkelste Nacht, die alles verschlingt.

Wo Sie wütet, bleibt kein Stein auf dem anderen. Sie hinterlässt Feuer, Asche und blutdurchtränkte Erde.

Mit Cathubodva erlebte ich ähnliches, was ich damals in einem Gedicht niederschrieb:

Du fürchtest Dich, nicht wahr?

Vor meinem Hass? Vor meiner Wut?

Du fürchtest Dich vor Deinem Gefühl in der Brust-

Der Genugtuung

Du verbirgst es-und doch ist es da

Du schämst Dich davor-und dennoch befriedet es Dich

Rache ist einer MEINER Namen

Ausgleich ist ein weiterer

Mein Hass zerstört Welten

Aber meine Liebe heilt

Trink aus dem bitteren Brunnen der Rache

Und Du kannst gesunden

Doch widerstehe der Versuchung, dem Rausch zu verfallen

Trinke aus dem bitteren Brunnen des Hasses

Brenne nieder-zerstöre!

Doch komm wieder zurück-Acht seine Tücken!

Koste von der Quelle der Vergebung

Doch achte auf ihren Schein

Denn viele erlagen ihrem Glanz

Alles hat seine Zeit

© Siat

19.07.07

Als das Gedicht entstand, steckte ich in einer, gelinde gesagt sehr schwierigen Phase.
Ich war durch eine Gruppe von Menschen, die mir sehr viel bedeutet hatten, schwer retraumatisiert worden, und hatte mich – den Göttlichen sei´s gedankt – von ihnen getrennt.

Doch das war erst der Anfang einer ziemlich langen Reise hin zur Heilung.

Auf ihr begleiteten mich ganz unterschiedliche Göttinnen, die mich weit in Begebenheiten meiner (frühen) Kindheit und Jugend zurück führten.

Cathubodva war eine der Ersten, die mir in dieser Zeit begegneten.

Die Lektionen, die Sie mir bereit hielt, hatten allerdings mit viel zu tun, aber wenig mit einer Art „liebevollen Begleitung durch eine Krise“.

In dem Sie mich mit IHREM Hass, Ihrem Zorn und Ihrer Wut konfrontierte, brachte Sie mich (ziemlich unbarmherzig) mit all den Gefühlen in Verbindung, die ich unterdrückt hatte. Dazu gehörten zum Beispiel auch meine dunkelsten Rachegelüsten.

Sie brachte mich an den Rand des gähnenden Abgrundes des Wahnsinns. – Und das nicht nur im metaphorischen Sinne. Und ich hatte so oft das Gefühl, hineinzustürzen und mich vollkommen zu verlieren...

In dieser Zeit lernte ich sehr viel nicht nur über mich selbst, sondern auch über die „dunkle“ (Seite der) Göttin.


Diese Erlebnisse, sowohl mit Cathubodva als auch mit Kali, öffneten mir allerdings auch die Augen dafür, was für einen großen Unterschied es machen kann, auf welche Art und Weise eine Verbindung und die Kommunikation mit den Göttlichen stattfindet, auch wenn man sich manchmal das „Wie“ nicht unbedingt aussuchen kann.

Es ist eine Sache, ob man in und durch ein Ritual Ihre Hilfe und Unterstützung erbittet, und eine entsprechende Antwort erhält, oder ob Sie einen anfüllen und man Ihre „Dunkelheit“ er- und durchlebt. Wenn man sie spürt, und fast hinfort gerissen wird...

Heute macht mir diese Dunkelheit zumindest nicht mehr diese wahnsinnige Angst. 
Ich bin den Göttinnen dankbar für all die Dinge, die Sie mir gezeigt und mich damit auch gelehrt haben.
Dazu gehört auch, dass tatsächlich all das, was vermeintlich „dunkel“ erscheint ebenso seine Berechtigung im Sein und in der Schöpfung hat, wie all das „helle“.

Wir sollten aufhören, die dunklen Göttinnen weichspülen und reinwaschen zu wollen. Nicht jede Dunkelheit ist „heilig“. Nicht jeder Zorn „gerecht“. Aber auch das ist ein Teil, den es anzuerkennen gilt.
Vollkommen unabhängig davon, ob andere Menschen, die keinen Zugang zu unseren Göttinnen und Göttern haben, dieses verstehen können oder nicht.

Antworten 7

 Erzsucher
7. November 2021 um 20:03

Hallo Siat,

diese Ausführungen über die dunklen Göttinnen sind für mich eine heftige Kost, die aber von Dir sehr gut dargestellt und stimmig begründet ist. Man erkennt, dass Dich die Erfahrungen mit diesen Göttinnen tief geprägt haben.

Die "dunklen Wirklichkeiten" wie Altern, Krankheit, Tod, Krieg, Naturkatastrophen etc. sind als solche ja nicht zu leugnen und zu relativieren und dann ist es nur folgerichtig, dass man die damit in Zusammenhang stehenden Gottheiten auch nicht "weichspülen" darf.

Eine solche Reaktion führt genauso in die Irre wie der von Verdrängung und Totschweigen geprägte Umgang der heutigen Gesellschaft mit den dunklen Seiten des Lebens.

Wie Du sagst, üben die dunklen Göttinnen und überhaupt die dunklen Themen auf viele eine große Faszination aus. Das sieht man ja auch an der großen Beliebtheit von Grusel-, Horror- und True Crime-Formaten im TV.

Natürlich ist es aber etwas völlig anderes, auf der Sicherheit seines Sofas Fernsehhorror zu genießen, als Bekanntschaft mit der Göttin Kali im vollen Zorn zu machen. Kaum jemand der Zeitgenossen dürfte eine solche Katharsis, sofern er sie physisch überlebt, überstehen ohne dauerhaften psychischen Schaden zu nehmen.

Trotz der nicht zulässigen Relativierung sehe ich in den dunklen Göttinnen aber auch sehr viel "positives" schöpferisches Potential, da sie in ihrer Gewalt (= enorme Kraft) natürlich zerstören, aber auch Raum für Neues schaffen, und dies sehr effektiv und zügig.

Das spiegelt sich in der Natur wider, Du hast ja die Vulkanausbrüche auf La Palma erwähnt. In jedem Fall ist das für die direkt Betroffenen schlimmes Leid und alles in ihrem Leben wurde zerstört. Das darf man nicht relativieren. Die Vulkanausbrüche sorgen aber auch dafür, dass die Insel überhaupt besteht, erhalten bleibt und fruchtbar ist. Dies gilt für die gesamte Erde.

Das Sanfte allein ohne das Gewaltige und Zerstörerische ist sicher zu wenig. Man denke an die entfesselte Gewalt der Taifune und Hurrikane, die ganze Landstriche verwüsten, aber auch den Wärmeausgleich des Planeten so effektiv regulieren wie es 1000 schlappe Tiefs mit ein bisschen Wind nicht bewerkstelligen könnten.

So gesehen lassen mir die dunklen Göttinnen zwar einen Schauer über den Rücken laufen, ich sehe aber auch einen Sinn in ihrem Wirken.

LG

Erzsucher

Nick 01
7. November 2021 um 22:30

Also Sekhmet würde ich nicht als "dunkle" Gottheit betrachten. Sie spiegelt die unbändige Macht und Schönheit der Wüste wider, sie ist eine blutrünstige Jägerin und schützende Löwenmutter zugleich, ein Gottheit, die Isfet in all seinen Inkarnationen vernichtet. Es stimmt das sie durchaus sehr ambivalente Züge hat und auch mit dem Tod und Blutvergießen in Verbindung gebracht wird, aber auch das ist ein wichtiger Teil des natürlichen Kreislaufs. Wenn man sich den Mythos von der Auslöschung der Menschheit genau anschaut, so wurde sie ursprünglich ausgesandt, um die bösen Menschen, die Chaos stifteten zu vernichten und verviel erst später in einen vorübergehenden Blutrausch, den ich persönlich als Ausdruck der unbändigen Macht und Leidenschaft (Man erinnere sich an ihre Verbindung zu Hathor) sehe. Wie auch Erzsucher bereits erwähnt spiegeln die Götter auch jene unbeugsamen Kräfte wider, welche uns Menschen manchmal grausam erscheinen, aber für den Schöpfungszyklus unvermeidlich sind. Dieses "Dunkle", was einige Gottheiten verkörpern würde ich daher als anziehend beschreiben, weil es einen Teil der Natur und auch von uns selbst widerspiegelt. Die Nacht mag Gefahren bringen, doch auch neue Sichtweisen auf das Gesamtbild, an Leid und Schmerz wachsen wir, wie ein Sätzling, der sich erst durch die Erde kämpfen muss oder ein Löwe, der durch brutale Kämpfe wächst.

 Erzsucher
7. November 2021 um 23:05
Zitat von Nick 01

Also Sekhmet würde ich nicht als "dunkle" Gottheit betrachten.

Zitat von Nick 01

Es stimmt das sie durchaus sehr ambivalente Züge hat und auch mit dem Tod und Blutvergießen in Verbindung gebracht wird, aber auch das ist ein wichtiger Teil des natürlichen Kreislaufs.

Damit hast Du meine nächste Frage vorweggenommen und beantwortet. Ich habe mich nämlich auch schon seit längerem gefragt, wie Sekhmet in dieses Schema passt. Ich sehe diese trotz ihrer ambivalenten Züge auch überwiegend nicht als Zerstörerin, sondern als Prinzip einer unbändigen schöpferischen Kraft.

Diese kann sehr dramatisch sein und hinterlässt heftige Spuren, aber es kommt auch viel dabei heraus, was bei den "sanftmütigeren" Formen der Göttin so nicht möglich ist.

Zitat von Nick 01

Dieses "Dunkle", was einige Gottheiten verkörpern würde ich daher als anziehend beschreiben, weil es einen Teil der Natur und auch von uns selbst widerspiegelt. Die Nacht mag Gefahren bringen, doch auch neue Sichtweisen auf das Gesamtbild, an Leid und Schmerz wachsen wir, wie ein Sätzling, der sich erstdurch die Erde kämpfen muss oder ein Löwe, der durch brutale Kämpfe wächst.

Toll ausgedrückt!

Beste Grüße

Erzsucher

Vingiana
8. November 2021 um 10:02

Ich sehe das größte Problem darin, das wir alle völlig verlernt haben mit diesen ( angeblich) dunklen Dingen umzugehen.

Wir haben einen medizinischen Standard der vor 100 Jahren für eine so breite Masse noch undenkbar waren, auch eine breitere Masse kann sich Dinge leisten ( zb gesunde Lebensmittel, Freizeitangebote) als früher, das Leben ist halbwegs bequem und so werden die Leute natürlich auch selbst immer weichgespülter. Wen wunderst es, das sie es dann auch mit Gottheiten tun, die die Themen angehen die eigentlich auch zum leben gehören die wir heute aber als krass empfinden weil wir es gewöhnt sich sie wegzuschieben oder völlig zu ignorieren. Es ist ne Binsenweisheit das derjenige, der hoch sitzt entsprechend tief fällt, aber sie bestätigt sich halt immer wieder. Alles was mit Zerstörung, Tod, aber auch der eigenen inneren Wut und Verzweiflung zu tun hat wurde jahrelang weg psychologisiert. Die Folgen sind das was wir heute überall sehen: einerseits Rücksichtslosigkeit anderen gegenüber, andererseits das Umfallen der eigenen Persönlichkeit beim leisesten Windhauch des Lebens.

Ich kenne noch Zeiten wo es hieß: die Kinder müssen sich auch mal prügeln. Ja müssen sie! Weil Aggression zum Leben gehört, genau wie Tod und Krankheit. Ohne Aggression würde mir der Antrieb fehlen überhaupt mal meinen Allerwertesten hoch zu bekommen. Agression muß auch mal in einem Kontext ausgelebt werden der andere leiden lässt, weil ich nur so merke das das falsch ist und warum. Erst dann weiß ich doch überhaupt was peinlich eigentlich bedeuetet und wie wohl mir eine Entschuldigung tut und das Verzeihen des anderen. ich lerne das mein unangemessenes verhalten zurück kommt - immer dort wo ichs nicht vermute :zwink:

Ich kenne Menschen denen dieser Motor schon im Kindergarten ausgetrieben wurde. Die sagen auch heute noch zu wirklich allem ja, sind unsicher, unschlüssig und absolut unfähig sich zu wehren und ihrere dunkeln Seite zu stellen.

Krankheit gehört zum Leben wie Gesundheit auch sie lehrt uns etliches. Mit Blick auf die vielen Krankheiten die unser bequemes Leben mit sich bringt, kann und sollte man mal in sich gehen und sich fragen was hätte ich besser machen können. Macht natürlich keiner. Lieber zum Arzt, ein bisschen herum jammern, anderen die Schuld geben. Selbstreflektion – Fehlanzeige.

Über den Tod wird gar nicht mehr gesprochen, erst recht nicht positiv. Als jemand der mit Verstorbenen viel zu tun hat, tun mir im Todesfall die Verstorbenen meist mehr leid, als die Lebenden in ihrer völligen Unfähigkeit los zu lassen oder mit der Situation umzugehen. Liebe sieht für mich anders aus und gerade dem Verstorbenen nützt das festhalten an ihm nichts. Die alten Totengeister die Verstorbene abholen bevor sie zu verirrten Seelen werden können und die deshalb nen verdammt wichtigen Job gemacht haben, haben wir verteufelt. Entsprechend sieht es im Mitgrad aus.

Leben heißt kommen und gehen. Das Kommen begrüßen wir alle mit allerlei Kitsch und Festen, noch lange bevor das neue Leben überhaupt da ist. Mit was für einer Gewalt eine Geburt verbunden ist verdrängen wir. Mit dem Gehen setzen wir uns meist gar nicht erst auseinander.

All das war früher viel allgegenwärtiger als heute. Ganz sicher nicht nur weil es nicht anders ging oder die Leute wissenschaftlich noch nicht so weit waren, sondern weil die Akzeptanz dieser Seite noch viel größer war als heute.

Dunkle Gottheiten werden heute mehr denn je gebraucht, weil wir alle nur noch den Zuckerguss des Lebens essen möchten aber nicht die Krümel die zwangsläufig dabei entstehen. Hier stellt sich die Frage ob solche Gottheiten überhaupt dunkel sind. Alles hat zwei Seiten.

 Lidania
8. November 2021 um 12:57

Ich durfte in meinem persönlichen Umfeld, Familien- und Freundeskreis Erfahrungen machen, die mir jetzt sehr helfen. Meine Eltern und meinen Onkel habe ich begleitet bis zuletzt. Sie starben mit fast 93 Jahren an Altersschwäche und lernten, das Leben ganz allmählich mehr und mehr loszulassen und ich lernte mit ihnen.

Einige Freunde und Freundinnen, die an Krebs starben, konnte ich ich auch weitgehend begleiten und ihre Akzeptanz der Tatsache, wie auch das gelassene Regeln der Dinge, die sie vor ihrem Tod noch regeln wollten, hat mich sehr beeindruckt. Das hilft mir jetzt, mit meiner Krebserkrankung gelassen und weitgehend positiv umzugehen. Ich bin mit über 70 im letzten Drittel meines Lebens, hoffe, dass mir noch einige schöne Jahre bleiben, hoffe auch, dass ich den Krebs besiegen kann. Aber das Leben ist endlich und es macht mir keine Angst, einmal nicht mehr zu sein.

 Siat
15. November 2021 um 19:22

Hallo zusammen,

vielen Dank für Euer Feedback :smile:

Fange ich erst einmal bei Dir an, Nick.

Zitat von Nick 01

Also Sekhmet würde ich nicht als "dunkle" Gottheit betrachten.

Zitat von Nick 01

Dieses "Dunkle", was einige Gottheiten verkörpern würde ich daher als anziehend beschreiben, weil es einen Teil der Natur und auch von uns selbst widerspiegelt.

Ich bin jetzt ´n büschn verwirrt :grinning_face_with_sweat: . Irgendwie widersprichst Du Dir da grades selbst etwas. – Oder verstehe ich Dich nur nicht richtig?

Mit dem, was Du über Sekhmet schreibst, rennst Du absolut offene Türen bei mir ein. Ich möchte auch nicht, dass "dunkel" als eine Art "negative Bewertung" (miss)verstanden meinerseits missverstanden wird.

Für mich persönlich sind Schatten und Licht, hell und dunkel, ein unabdingbarer Teil des Lebens. Besonders die Begleitung durch vermeintlich (!) "dunkle" Göttinnen hat mich auch viel über das Thema "(Be)Wertungen" gelehrt, und darüber, dass selbst in der aller tiefsten Finsternis ein Licht und im allerhellsten Licht auch eine Finsternis zu finden ist. :zwink:

Wo das eine ist, ist auch das andere. Zwangsläufig. Und beides ist gleich wichtig und "wertvoll". Alles hat seinen Platz in der Schöpfung und im Sein. :smile:


Hallo Erzsucher,

Zitat von Erzsucher

Trotz der nicht zulässigen Relativierung sehe ich in den dunklen Göttinnen aber auch sehr viel "positives" schöpferisches Potential, da sie in ihrer Gewalt (= enorme Kraft) natürlich zerstören, aber auch Raum für Neues schaffen, und dies sehr effektiv und zügig.

Oh ja, allerdings. Da stimme ich Dir vollumfänglich zu!

Wie gesagt, ich möchte meinen Artikel (eigentlich) auch nicht so verstanden wissen, dass "dunkel" per se gleichzusetzen sei mit "negativ". Im Gegenteil.

Wie an Nick geschrieben: Für mich gehört die "Dunkelheit" ebenso dazu, wie das "Licht".

Warum ich aber das Bedürfnis dazu hatte, einfach mal über das "Dunkle" der "dunklen" Göttinnen zu schreiben, ist eben die Jahrzehnte lange Beobachtung, dass sich Menschen (warum auch immer) mehr auf diese weichgespülte Dunkelheit konzentrieren, statt sie als "Ganzes" zu sehen.

Öhm... Entschuldige, irgendwie fällt es mir grade etwas schwer, meine Gefühle und Gedanken dazu in "sinnvolle" Worte zu kleiden :grinning_face_with_sweat: .

Hm... Ich meine, natürlich hast Du ebenso Recht wie Nick: Die Dunkelheit IST auch positiv. Der springende Punkt ist allerdings: genau DAS wird meiner Meinung nach viel zu sehr überbetont. Was für "positive" Aspekte die "Dunkelheit" hat, was "dunkle" Göttheiten doch für "positive" Seiten haben. Darüber wird viel, gern und gefühlt am laufenden Meter diskutiert.

Aber das "Dunkel" eben auch mal schlichtweg einfach nur finsterste Dunkelheit sein kann... Darüber spricht eigentlich kaum jemand.– Und wenn, so scheint es mir, lieber hinter vorgehaltener Hand.
Irgendwie scheint das zu... unbequem (?), zu wenig "Licht und Liebe" (?), zu "unerleuchtet" (?) zu sein. Diese Fixierung auf "Licht und Liebe" ist aber einfach trügerisch, weil es grade im Umgang mit Gottheiten, die "dunkel" sind, dazu führen kann, das man, wenn man dann vielleicht doch einmal mit dem tatsächlich schrecklichen und bösartigen Gesicht konfrontiert wird, im übertragenen Sinne eine Herzattacke erleidet und sich vielleicht vollkommen verschreckt von diesem ""Dämon"" abwendet.

Ich bin keine Freundin von "Warnungen" oder sowas, aber ich finde, dass man eben mit Gottheiten, die bestimmten Bereichen vorstehen, sich eben bewusst sein muss, dass man eben nicht nur das "wunderschöne", "helle" Gesicht zu sehen bekommen kann, sondern unter Umständen eben auch ein ganz besonders hässliches, erschreckendes, brutales und u.U. auch blutrünstiges.

Weisst Du, es sind mir Menschen über den Weg gelaufen, die sich z.B. mit Kali beschäftigt haben, aber sich dann darüber wunderten, warum manche Dinge in ihrem Leben plötzlich Kopf standen. Kali ist doch so eine gütige, liebende Mutter, die doch Frauen "empowert"... Die behütet und beschützt... :love1:

:rolleyes:
Jaaaaa... Natürlich ist Sie und kann Sie das. Aber Sie ist auch primär erst mal eine Vernichterin von Dämonen, dh. eben z.B. auch von Dingen, die uns von unserem eigentlichen Sein, von unseren eigentlichen Selbst trennen, von Dingen, mit denen wir uns nicht auseinandersetzen möchten. Wenn man Pech (oder ist es Glück? :zwink: ) hat, dann spürt Sie alles, was an "Dämonen" in unserer eigenen Finsternis verborgen ist, auf, zerrt sie ans Licht und macht sie platt. Und manche Dinge kommen eben nicht "zärtlich" und "liebevoll" daher, sondern mit ziemlich heftigen Umbrüchen, Verwüstungen und Zerstörungen, was eben durchaus "Chaos" ins Leben bringen kann.

Darüber, so finde ich, sollte man sich gelegentlich schon mal Gedanken machen, vor allem dann, wenn man merkt: "Hm... Irgendwie läuft da grade etwas so RICHTIG falsch in meinem Leben"... Vielleicht läuft es ja in "Wirklichkeit" gar nicht falsch, sondern ist schlicht weg eine Konsequenz meiner Verbindung mit/zu einer bestimmten Gottheit?

Aber das ist bitte auch nur als ein kleines Beispiel zu verstehen.

Wie gesagt: Meine Intention war und ist einfach mal ins Gedächtnis zu bringen, dass die "heilige" und "positive" Dunkelheit eben auch ganz einfach "unheilig" und "negativ" sein kann.

LG

Siat

 Alvara
24. Dezember 2021 um 04:03

Siat. .. Ich kann Deinen Worten nur zustimmen. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Kali und die BabaYaga ebenso wie die Holle auch einfach dunkel sein können. DS ist kein freundliches "XY lädt Dich ein, Dich mit den Schatten auseinanderzusetzen" wie es in manchem Buch zu lesen ist... Sie sind fordernd, unerbittlich, manchmal brutal klar und dann wieder verwunschen-verborgen und schwer fassbar.

Ja. Von ihnen kann man oft auch grosse Geschenke und wertvolle Einsichten bekommen. Aber die muss man sich verdienen. Wussten schon die Brüder Grimm.

Aber... Irgendwie mag ich sie. Sie gehören für mich unbedingt zum Gesamtbild des Göttlichen. Aber ich überlege mir auch verdammt gut, wie ich ihnen begegne...

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